Was macht eigentlich Ansgar Brinkmann aktuell (2025)?

Simon Schneider | am: 24.12.25
Nach der schillernden Karriere wurde es relativ still um Ansgar Brinkmann – was macht er heute?

Er war einer der schillerndsten Figuren, die der deutsche Profifußball in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren hervorgebracht hat: Ansgar Brinkmann. Spitzname zu aktiven Zeiten: “der weiße Brasilianer”. Ein Spieler, der Fans wie Mitspieler gleichermaßen faszinierte – mit seiner Technik, seiner Unberechenbarkeit und seinem Charisma. Und genauso oft auch irritierte durch Eskapaden, nächtliche Ausflüge und eine notorische Undiszipliniertheit, die ihm mehr als einmal eine viel größere Karriere verbaute.

Was wurde aus diesem außergewöhnlichen Kicker, der in einer Zeit der zunehmenden Professionalisierung immer ein Stück weit aus der Zeit gefallen wirkte? Wir haben nachgeforscht.

Die Karriere: Genie, Wahnsinn – und immer ein bisschen Chaos

Brinkmann, geboren 1969 in Vechta, begann seine Profikarriere bei Osnabrück, ehe er über diverse Stationen im deutschen Fußball tingelte. Arminia Bielefeld, Eintracht Frankfurt, Preußen Münster, Mainz 05, Tennis Borussia Berlin oder der FC Gütersloh – die Liste seiner Vereine ist lang.

Für viele Vereine war Brinkmann Fluch und Segen zugleich: sportlich mit enormem Potenzial gesegnet, außerhalb des Platzes aber nur schwer kontrollierbar.

Bei Arminia Bielefeld entwickelte er sich Mitte der 90er-Jahre zum Publikumsliebling. Seine Dribblings, seine überraschenden Entscheidungen am Ball und sein Mut zum Risiko machten ihn zu einem der aufregendsten Spieler der Liga. Zeitzeugen schwärmen noch heute von seiner unglaublichen Spielintelligenz – und seinem Talent, das für viele Experten eigentlich für die Nationalmannschaft hätte reichen müssen.

Keine Disziplin und Hang zum Alkohol

Gleichzeitig blieben die Schlagzeilen über seine Eskapaden nicht aus. Brinkmann galt als jemand, der die Trainingsvorgaben gerne kreativ interpretierte und dem gesellschaftliche Verpflichtungen eines Profis eher fremd waren.

Eine nächtliche Odyssee endete schon mal in Polizeigewahrsam, ein anderes Mal ließ er einen Mietwagen liegen – angeblich, weil er plötzlich keine Lust mehr hatte weiterzufahren. Die Geschichten um Brinkmann wurden Teil seines Mythos, der kaum trennbar war von seinem sportlichen Können.

Immer wieder hieß es, Brinkmann habe nicht das Maximum aus seinem Talent herausgeholt. Alkohol, mangelnde Disziplin, sein Hang zum freien Leben – es waren die Gegenspieler seiner Karriere, die ihn daran hinderten, dauerhaft im Oberhaus Fuß zu fassen.

Und doch bleibt er bis heute für viele Fans eine Ikone: ein Fußballer, der gespielt hat wie auf dem Bolzplatz, frei, mutig und mit unverwechselbarer Persönlichkeit.

Was macht Ansgar Brinkmann heute?

Nach seinem Karriereende 2007 wurde es zunächst ruhiger um Brinkmann, doch der Ex-Profi verschwand nie ganz aus der Öffentlichkeit. In den Jahren nach seiner aktiven Zeit war er als Autor und Entertainer unterwegs. Sein Buch “Wenn ich du wäre, wäre ich lieber ich” entwickelte sich zum Kult. Das Buch ist eine Sammlung von Anekdoten über sein Leben, seinen Fußball und seine Sicht auf die Dinge.

Auch als TV-Gast war Brinkmann über Jahre regelmäßig zu sehen. Besonders in Talkshows oder Fußballformaten war er ein gern gesehener Gesprächspartner, weil er unverblümt spricht und selten Floskeln benutzt.

Doch in jüngerer Zeit hört man deutlich weniger von ihm. Brinkmann lebt zurückgezogener, meidet große Bühnen und wirkt, als habe er seinen Frieden mit einem ruhigeren Leben gemacht.

Präsent in Ostwestfalen

Geblieben ist ihm dennoch die Verbindung zum Fußball. Brinkmann tritt immer wieder als Ehrengast bei Traditionsspielen, Fantreffen oder Benefizveranstaltungen auf. Vor allem in Ostwestfalen – seiner fußballerischen Heimat – ist er nach wie vor präsent. Gelegentlich hält er auch Vorträge oder nimmt an Podiumsdiskussionen teil, in denen er über den Wandel im Profifußball spricht.

Seine Sicht ist dabei oft kritisch: Er vermisst die Straßenfußballer, die Kreativität, die Freiheit. Eben die Dinge, die er selbst verkörperte und die im modernen, taktisch durchgeplanten Fußball immer seltener werden.

Rückzug ins Privatleben – und ein leiser Mythos

Privat lebt Brinkmann heute eher zurückhaltend. Keine großen Interviews, keine öffentlichen Selbstinszenierungen, keine Social-Media-Offensiven.

Er hat sich aus dem grellen Rampenlicht verabschiedet, ohne jedoch gänzlich zu verschwinden. Wer ihn trifft, beschreibt ihn als entspannter, gereifter – und zugleich immer noch genau der Typ Mensch, der er früher war: direkt, humorvoll, manchmal ein bisschen wild.

Fans begegnen ihm hin und wieder bei regionalen Events, in kleineren Fußballrunden oder Lesungen. Große Szenen sind nicht mehr sein Ding. Brinkmann wirkt, als habe er sich bewusst für ein Leben außerhalb des großen Fußballgeschäfts entschieden – vielleicht, weil es nie richtig zu ihm passte.

Brinkmann bleibt einer der letzten großen Straßenfußballer, deren Geschichten weit über das hinausgehen, was auf dem Platz passiert ist.

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen