
Nach sieben Jahren in der Zweitklassigkeit bereitet sich der Hamburger SV auf das Abenteuer Bundesliga vor – mit einer klaren Ansage von Sportvorstand Stefan Kuntz: Der Wiederaufstieg sei nur der erste Schritt. Jetzt gehe es einzig darum, in der Liga zu bestehen. Kuntz wehrt sich damit frühzeitig gegen komplett überzogene Erwartungen im HSV-Umfeld.
„Wir sollten uns keine Illusionen machen. Als Aufsteiger ist der Klassenerhalt unser einziges realistisches Ziel“, betonte Kuntz bei der Saisonauftakt-Pressekonferenz im Volksparkstadion. „Wer von Europa träumt, hat den Ernst der Lage nicht verstanden.“
Der 61-Jährige machte deutlich, dass der HSV mit einer neuen Mentalität in die Saison gehen müsse: „Die Bundesliga ist kein Wohlfühlort – sie verlangt alles ab. Und wer denkt, wir fegen Mannschaften wie Heidenheim im Vorbeigehen weg, wird schnell enttäuscht.“
Neue Ausrichtung unter Trainer Polzin
Gemeinsam mit Cheftrainer Merlin Polzin, dessen Vertrag in Kürze um zwei Jahre verlängert wird, arbeitet Kuntz an einer Neustrukturierung des Kaders und der Spielweise. Der ehemalige U21-Nationaltrainer betonte, man wolle nicht die Fehler vergangener Jahre wiederholen und realistisch an die Saison herangehen. Die Handschrift der sportlichen Führung ist klar: Mehr Intensität, mehr Defensive, mehr Kampfkraft.
„Wir haben festgestellt, dass wir mit den Laufwerten der letzten Saison in der Bundesliga abgeschlagen Letzter wären“, erklärte Kuntz. Deshalb müsse sich die Mannschaft vor allem defensiv steigern – „nicht nur verteidigen können, sondern es auch konsequent umsetzen wollen“.
Umbau des Kaders nimmt Form an
Ein zentraler Baustein für diese Neuausrichtung ist der geplante Transfer von Yussuf Poulsen. Der 31-Jährige steht kurz vor einem Wechsel von RB Leipzig an die Elbe. „Es ist nur noch eine Frage weniger Tage“, kündigte Kuntz an. Der dänische Nationalspieler gilt als erfahrener Pressing-Stürmer und soll den scheidenden Davie Selke ersetzen, der den Verein nach dem Aufstieg verlässt.
Neben Poulsen wurden bereits mehrere Neuzugänge präsentiert: Mittelfeldabräumer Nicolás Capaldo (Red Bull Salzburg), Nicolai Remberg (Holstein Kiel), Stürmer Rayan Philippe (Eintracht Braunschweig), Innenverteidiger Jordan Torunarigha (KAA Gent) sowie das Torwart-Talent Fernando Dickes (RB Leipzig) stoßen neu zum Team.
Capaldo, der 3,5 Millionen Euro kostet, soll Ludovit Reis im defensiven Mittelfeld ersetzen. Kuntz lobte seine Zweikampfstärke und seine Mentalität. Weitere Verstärkungen sind geplant – zwischen sechs und acht zusätzliche Profis sollen noch kommen, um dem Kader mehr Tiefe und Robustheit zu verleihen. Auch Armel Bella-Kotchap vom FC Southampton wird als Kandidat für die Innenverteidigung gehandelt.
Ein neuer HSV soll entstehen
Zum Bundesliga-Start am 23. August bei Borussia Mönchengladbach erwartet die Fans ein anderer HSV als noch in Liga zwei. „Wir waren lange geprägt von Ballbesitzfußball und spielerischer Dominanz. Das wird sich ändern. Wir brauchen Kampfgeist, Widerstandsfähigkeit – auch mal eine gewisse Härte“, so Kuntz. Es gehe darum, sich in der Liga zu behaupten, nicht darum, Schönspielerei zu betreiben.
Das klare Signal der sportlichen Führung: Der HSV will nicht naiv, sondern vorbereitet in die Bundesliga zurückkehren – mit einem neuen Gesicht, realistischen Zielen und der Bereitschaft, für jeden Punkt zu kämpfen.