
Steht die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bei der EM bereits vor dem Aus? Am Samstag trifft das Team von Bundestrainer Christian Wück im Viertelfinale auf Frankreich – und ist dabei klarer Außenseiter. Vor allem das bittere 1:4 im letzten Gruppenspiel gegen Schweden sitzt der deutschen Elf noch wie ein Schock in den Knochen. Jetzt ist vor allem der Coach gefragt. Gegen die starken Französinnen wird Deutschland wohl deutlich defensiver agieren müssen als in den drei Partien der Vorrunde. Und selbst dann sind die Chancen aufs Weiterkommen gering – oder?
Nach dem Debakel gegen Schweden steht die deutsche Frauen-Nationalmannschaft im EM-Viertelfinale unter enormem Druck. Am Samstag trifft die Elf von Bundestrainer Christian Wück in Basel auf Top-Favorit Frankreich. Die Rollenverteilung ist klar: Deutschland geht als Außenseiter ins Spiel.
Die 1:4-Schlappe im letzten Gruppenspiel hat das Team sichtlich erschüttert und viele Fragen aufgeworfen, nicht zuletzt zur Spielidee des Coaches.
Spielt Deutschland zu offensiv?
Wück bleibt bei seiner offensiven Ausrichtung. Trotz der defensiven Schwächen seiner Mannschaft, trotz fehlender Stabilität in der Abwehr, lehnt der 52-Jährige eine rein reaktive Taktik kategorisch ab. „Wir wollen nicht nur reagieren und zerstören“, hatte er bereits nach der herben Klatsche gegen Schweden betont.
Für einen reinen Defensivplan, so seine Argumentation, habe er nicht die passenden Spielertypen. Doch wie lange lässt sich dieses Konzept noch durchziehen?
Wück hat personelle Sorgen
Denn klar ist: Der Druck wächst. Die Mannschaft wirkt verunsichert, die defensive Ordnung fehlt, und personelle Engpässe verschärfen die Lage zusätzlich. Mit Giulia Gwinn verletzt und Carlotta Wamser gesperrt muss Wück seine Hintermannschaft erneut umbauen.
Gegen Schweden sprang Kathrin Hendrich in einer Dreierkette ein – auch im Viertelfinale ist die erfahrene Abwehrspielerin gesetzt. Ob Wück auf Dreier- oder Viererkette setzt, bleibt offen. Klar ist: Ohne defensive Kompaktheit wird es gegen Frankreich brandgefährlich.
Frankreich überragend in Form
Sportdirektorin Nia Künzer hält an der Linie des Bundestrainers fest. „Wir spielen nicht riskant, sondern aktiv“, betonte sie im ZDF – und forderte zugleich höchste Konzentration: Alle Mannschaftsteile müssten nun „am Limit“ agieren, um gegen Frankreich bestehen zu können. Der Gegner zeigte sich zuletzt in bestechender Form.
Beim 5:2 über die Niederlande beeindruckten die Französinnen mit Tempo, Wucht und technischer Klasse. Wück verfolgte die Partie live im Stadion – er dürfte genau gesehen haben, worauf es ankommen wird.
Kann Torhüterin Berger sich steigern?
Neben der Abwehr rückt auch das Torwartspiel in den Fokus. Ann-Katrin Berger, die nach dem Dänemark-Spiel bereits Kritik vom Bundestrainer einstecken musste, strahlte gegen Schweden keine Sicherheit aus.
Zwar stellte Künzer klar, dass es intern keine Diskussion um die Nummer eins gebe, doch Berger muss dringend Stabilität ausstrahlen, wenn das deutsche Team eine Chance haben will.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Nach dem freien Montag, den die Spielerinnen zum Abschalten nutzten – Spaziergänge in Zürich, Familienbesuch, Cafébesuche –, kehrte am Dienstag wieder der Ernst des Turniers zurück. Der Kopf muss frei sein, doch die Probleme bleiben: fehlende Balance, defensive Wackler, mentale Unsicherheit.
Und trotzdem: Hoffnung gibt es. Immer wieder blitzte in der Vorrunde das Potenzial des Teams auf – etwa beim 2:1 gegen Dänemark. Auch die Testspiele vor der EURO wie das 4:0 gegen die Niederlande zeigten, was möglich ist. Nun muss alles zusammenpassen. Kein Raum für Fehler, keine Nervenflattern.
„Ruhe bewahren, zusammenstehen – das ist jetzt das Wichtigste“, sagte Künzer. Das DFB-Team braucht eine perfekte Vorstellung, vielleicht sogar ein kleines Wunder. Doch wer in einem K.o.-Spiel besteht, schreibt oft eigene Geschichten. Und vielleicht ist diese EM noch nicht vorbei.