
Kurz vor der Bekanntgabe des Friedensnobelpreises 2025 kam es auf einer Wettplattform zu auffälligen Bewegungen: Innerhalb weniger Stunden stiegen die Quoten auf die venezolanische Oppositionspolitikerin María Corina Machado sprunghaft an – von rund vier auf über siebzig Prozent. Gleichzeitig gingen mehrere Wetten in fünfstelliger Höhe auf die spätere Preisträgerin ein. Eine Person setzte demnach mehr als 67.000 US-Dollar – und das bei ihrer allerersten Teilnahme an der Plattform.
Die ungewöhnlichen Aktivitäten alarmierten nicht nur die Wettanbieter, sondern auch das norwegische Nobelinstitut, das unmittelbar nach der Preisverkündung interne Untersuchungen einleitete. Schließlich drängte sich die Frage auf, ob vertrauliche Informationen über die bevorstehende Entscheidung nach außen gelangt sein könnten.
Direktor vermutet gezielte Spionage
Institutsdirektor Kristian Berg Harpviken zeigte sich gegenüber dem norwegischen Sender TV 2 überzeugt, dass „mehr als nur Zufall“ hinter den verdächtigen Wetten stecke. Zwar sei es zu früh für endgültige Schlussfolgerungen, doch vieles deute auf Spionage hin. Eine interne undichte Stelle halte er hingegen für unwahrscheinlich.
„Es ist seit Langem bekannt, dass das Nobelinstitut ein Ziel für Informationsbeschaffung ist – sei es durch Staaten oder andere Akteure“, erklärte Harpviken sinngemäß. Die Gründe dafür seien vielfältig: Neben politischem Interesse könne auch ein handfestes finanzielles Motiv eine Rolle spielen.
Um die Hintergründe zu klären, wurden inzwischen externe IT-Experten aus dem Ausland hinzugezogen. Diese sollen mögliche digitale Sicherheitslücken untersuchen und herausfinden, ob die Daten des Komitees vorab abgegriffen wurden. „Sollte sich der Verdacht erhärten, werden wir unsere Schutzmaßnahmen weiter verstärken“, kündigte Harpviken an.
Sensible Geheimhaltung in Oslo
Der Name der Preisträgerin oder des Preisträgers ist traditionell streng geheim – nur die fünf Mitglieder des Nobelkomitees sind vor der Verkündung eingeweiht. Dass dennoch Informationen über die diesjährige Entscheidung nach außen gedrungen sein könnten, sorgt in Oslo für große Unruhe.
Wettanbieter wie Polymarket verzeichneten in der Nacht vor der Preisvergabe ein auffälliges Handelsvolumen. Experten sprechen von einer „statistisch kaum erklärbaren Anomalie“, da Machado bis dahin in kaum einem Ranking als Favoritin galt.
Eine Preisträgerin mit Symbolkraft
Am Freitag verkündete das Nobelkomitee schließlich offiziell, dass María Corina Machado den Friedensnobelpreis erhält. Die 57-Jährige wurde für ihren „unerschütterlichen Einsatz für Demokratie und Freiheit in Venezuela“ geehrt. Sie gilt als zentrale Figur im Widerstand gegen Präsident Nicolás Maduro und als Symbolfigur einer zivilen Bewegung, die trotz Repression und Gewalt für freie Wahlen kämpft.
„In Zeiten, in denen die Demokratie weltweit unter Druck steht, ist ihr Mut ein leuchtendes Beispiel für zivilen Widerstand“, erklärte Komiteevorsitzender Jorgen Watne Frydnes bei der Preisverkündung.
Zwischen Ideal und Intrige
Während Machados Ehrung international überwiegend positiv aufgenommen wurde, überschattet die Diskussion um die verdächtigen Wetten den Glanz des Preises. Ob tatsächlich ein Spionagenetzwerk hinter den Vorgängen steckt oder ob es sich um geschickte Spekulation handelte, bleibt vorerst offen.
Das Nobelinstitut will seine Ermittlungen fortsetzen. Eines steht jedoch schon jetzt fest: Selbst der traditionsreichste Preis der Welt ist offenbar nicht immun gegen den Einfluss digitaler Märkte – und gegen jene, die aus vertraulichem Wissen Profit schlagen wollen.