Patzer gegen Arsenal: Manuel Neuer gibt Fehler nicht zu

Simon Schneider | am: 27.11.25
Selbstkritik war noch die große Stärke von Manuel Neuer – das zeigt sich jetzt wieder nach seinem katastrophalen Auftritt beim FC Arsenal.

Manuel Neuer galt zuletzt als heißester Kandidat für ein Comeback im Tor der deutschen Nationalmannschaft. Viele Experten hatten sich deutlich für eine Rückkehr des Weltmeisters von 2014 ausgesprochen. Doch nach der 1:3-Niederlage des FC Bayern beim FC Arsenal könnte sich der Ton in dieser Diskussion verändern – denn der Münchner Kapitän erlebte einen Abend, den er selbst wohl am liebsten vergessen würde.

Besonders die Szene vor dem entscheidenden Gegentreffer sorgte für Stirnrunzeln. Beim Stand von 1:2 eilte Neuer weit aus seinem Strafraum, um einen Arsenal-Konter zu stoppen. Gabriel Martinelli ließ sich die Einladung jedoch nicht entgehen und schob zum 3:1 ein. Es war nicht der einzige Moment, in dem Neuer unglücklich agierte.

“Ich wusste, dass ich viel riskieren muss”

Nach dem Spiel bemühte sich Neuer, seine Entscheidung zu erklären – und stellte klar, dass er bewusst ins Risiko gegangen sei. In seiner Neuinterpretation sagte er sinngemäß, man müsse bei einem Rückstand manchmal „einen Schritt weiter gehen, als es angenehm ist“.

Der lange Ball in die Spitze sei nicht optimal gewesen, er habe jedoch erkannt, dass Martinelli mit seinem Tempo gefährlich werden würde und wollte die Situation „vorzeitig entschärfen“. Der Brasilianer habe den Ball geschickt mitgenommen, „und dann war das Tor für mich kaum noch zu verteidigen“.

Wirklich selbstkritisch klang der 39-Jährige dabei nicht. Für ihn ist der Fehler eher ein Kollateralschaden seines aktiven Torwartspiels – etwas, das eben passieren könne.

Ärger über das 0:1 – und die Suche nach Erklärungen

Schon das 0:1 hatte Neuer deutlich geärgert. Arsenal-Verteidiger Jurrien Timber gewann nach einer Ecke den Kopfball gegen ihn und traf zur Führung. Neuer bemängelte, dass ihn sein Gegenspieler in der Luft aus dem Gleichgewicht gebracht habe. Dadurch habe er seine Position verloren und nicht mehr optimal zum Ball arbeiten können.

Ein strafbares Foul sahen die meisten Beobachter jedoch nicht. Auch DAZN-Experte Michael Ballack urteilte, dass dies „ein normaler Zweikampf“ gewesen sei und man dafür keinen Pfiff erwarten dürfe. Bayern-Sportvorstand Max Eberl hingegen sprach von „unkontrollierbarem Chaos“ in Arsenals Standardsituationen – etwas, das man kaum verteidigen könne.

Neuer selbst räumte ein, dass er sich vielleicht anders hätte verhalten können, etwa indem er stärker auf einen Kontakt reagiert hätte. Gleichzeitig betonte er aber, dass er nach Abpfiff „keinen Grund gehabt habe, dem Schiedsrichter Vorwürfe zu machen“.

Fehler häufen sich – DFB-Debatte erhält neue Dynamik

Die jüngsten Patzer kommen zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Gegen Union Berlin hatte Neuer bereits eine unglückliche Figur abgegeben, als ein harmloser Abschluss durch seine Beine rutschte. Die Münchner ließen daraufhin erstmals Punkte liegen. Dass gleich mehrere solcher Szenen innerhalb weniger Wochen auftreten, liefert Gegenwind für die Stimmen, die Neuer als unverzichtbar für die WM 2026 ansehen.

Zwar hat er weiterhin prominente Unterstützer – von Lothar Matthäus über Matthias Sammer bis hin zu ehemaligen Bundestrainern wie Joachim Löw. Auch Bayern-Boss Eberl stellte kürzlich klar, dass Neuer für ihn „nach wie vor der herausragendste deutsche Torhüter“ sei.

Doch bei all dieser Rückendeckung bleibt ein entscheidender Fakt: Neuer selbst hat seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft immer wieder bekräftigt. Bereits im September sagte er, dass er an dieser Entscheidung „nichts ändern werde“.

Ein Abend mit Wirkung

Neuers schwache Momente in London könnten dafür sorgen, dass die Diskussion um seine DFB-Rückkehr erstmals an Fahrt verliert – und das nicht, weil er sie selbst beendet hat, sondern weil Zweifel an seiner aktuellen Form nun wieder lauter werden. Für den FC Bayern und für Neuer selbst bleibt es ein Abend, der Spuren hinterlässt.

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen