Der Abstiegskampf wird zum ein Herzschlag-Finale

Bundesliga, 24. Spieltag: Mainz empfängt den VfL Wolfsburg zum Abstiegskrimi
foto2press

Der Bundesliga steht ein Herzschlag-Finale bevor. Allerdings wieder nicht um die deutsche Meisterschaft, da der FC Bayern München zum sechsten Mal in Folge souverän zum Titel eilte. Im Kampf um den Klassenverbleib geht es allerdings zwischen Freiburg, Wolfsburg und – wieder einmal – Hamburg heiß her. Wer hat die besten Karten? Wer muss den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten?

Es war eine lange, zähe Saison. Mannschaften wie der 1. FC Köln, der Hamburger SV und der VfL Wolfsburg kamen trotz Trainerwechseln auf keinen grünen Zweig und mühen sich dem letzten Spieltag entgegen. Wieder einmal könnten sehr wenige Punkte zum Klassenerhalt reichen. Die 40-Punkte-Marke ist für sämtliche Abstiegskandidaten in weiter Ferne. Am Ende könnten sogar nur 30 Zähler zum Klassenerhalt reichen, wenn sich der VfL Wolfsburg schließlich in der Relegation gegen Holstein Kiel durchsetzen sollte.

Die Ausgangslage

Der 1. FC Köln steht als erster Absteiger und Tabellenletzter bereits fest. Aufsteigen werden der 1. FC Nürnberg und Fortuna Düsseldorf. Aus der zweiten Liga wird Holstein Kiel die Aufstiegsrelegation spielen. Gesucht: der zweite direkte Absteiger und der Relegationsgegner für Kiel aus der Bundesliga.

Der Hamburger SV steht nach dem 33. Spieltag auf Rang 17 mit nur 28 Punkten. Auf Platz 16 stehen die Wolfsburger mit 30 Punkten. Auch der 15., der SC Freiburg, kann noch auf den Relegationsrang rutschen. Die Breisgauer stehen aktuell bei 33 Punkten, haben aber die klar schlechtere Tordifferenz gegenüber Wolfsburg.

Der HSV muss am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach zwingend gewinnen, um zumindest noch Rang 16 zu erreichen. Gleichzeitig müssen die Hanseaten hoffen, dass der 1. FC Köln in Wolfsburg gewinnt. Ein Remis der Kölner in Wolfsburg würde nicht reichen – es sei denn, Hamburg würde mit zehn Toren Differenz gegen die Gladbacher triumphieren.

Die Wolfsburger müssen also mindestens einen Punkt gegen Köln holen, um zumindest Platz 16 zu zementieren. Danach würde Holstein Kiel in der Relegation warten. Die „Wölfe“ können sich aber auch noch auf Platz 15 retten. Dann müsste der SC Freiburg daheim gegen den FC Augsburg verlieren und die Wolfsburger müssten den 1. FC Köln schlagen. Aufgrund der besseren Tordifferenz würde sich der VfL direkt retten. Freiburg würde auf den Relegationsplatz rutschen. Direkt absteigen können die Breisgauer am Samstag nicht.

Das spricht für und gegen den SC Freiburg

Für den Sportclub spricht die beste Ausgangslage. Ein Punkt zuhause gegen die Augsburger reicht, um sich direkt zu retten. Auch die Heim-Tabelle gibt den Freiburgern Anlass zur Hoffnung. Der SC hat auf heimischen Rasen erst vier Spiele in der aktuellen Spielzeit verloren. Nur der FC Bayern München, die TSG Hoffenheim, der VfB Stuttgart und der FC Schalke 04 verloren zuhause seltener. Auch die Defensive der Breisgauer steht vor heimischem Publikum meist gut. Nur die eben genannten vier Vereine kassierten zuhause weniger Gegentore. Ebenfalls für Freiburg spricht das ruhige Umfeld. Coach Martin Streich saß jederzeit felsenfest im Sattel. Die Mannschaft trat immer als Einheit auf. Außerdem wird der Trainer die wichtigsten Leistungsträger am Samstag aufbieten können. Zuletzt gegen Mönchengladbach war außerdem die Standardstärke der Freiburger zurück. Das Spiel ging dennoch 1:3 verloren.

Gegen den Sportclub spricht, dass sie auf heimischem Geläuf nur 15 eigene Treffer erzielen konnten. Kein anderer Verein erzielte zuhause weniger Tore. Von den letzten sieben Bundesliga-Spielen verlor der SC Freiburg sechs. Darunter waren auch bittere Pleiten gegen die direkten Tabellennachbarn Mainz, Hamburg und Wolfsburg. Hier hätte der SC den Klassenerhalt längst perfekt machen können.

Das spricht für und gegen den VfL Wolfsburg

Keine Mannschaft spielte so häufig Remis wie Wolfsburg (15 Mal). Gelingt den Wolfsburgern auch gegen Köln ein Unentschieden, ist zumindest die Relegation sicher. Ebenfalls für die „Wölfe“ spricht der vermeintlich leichteste Gegner am Samstag. Der 1. FC Köln ist mit nur acht Punkten (zwei Siege) die schlechteste Auswärtsmannschaft der Liga. Der Schwung, den der neue Trainer Stefan Ruthenbeck brachte, war nach dem desaströsen 0:6 in Hoffenheim passé. Köln blieb zuletzt sechs Mal in Serie ohne Sieg.

Allerdings haben die Kölner nichts mehr zu verlieren und können befreit aufspielen. Hier liegt die Gefahr für die Wolfsburger. Außerdem hatten sie zuletzt immer Probleme, wenn sie selbst das Heft des Handelns an sich reißen mussten. Unter Coach Bruno Labbadia gelang erst ein Sieg aus zehn Spielen (sechs Punkte). Die Leistungen zuletzt gegen Mönchengladbach (0:3), Hamburg (1:3) und Leipzig (1:4) waren alles andere als bundesligareif. Der VfL Wolfsburg ist hinter Köln das schlechteste Heim-Team. Keine andere Mannschaft konnte zuhause seltener gewinnen (2 Mal). Bruno Labbadia schaffte mit dem Team noch keinen Heim-Sieg. Die „Wölfe“ sind mit nur elf Punkten und elf erzielten Toren die schwächste Mannschaft der Rückrunde. Selbst der 1. FC Köln konnte immerhin 16 Zähler sammeln. Die Stimmung innerhalb der Mannschaft und drumherum, genauso bei den Fans, ist schlecht. Interview-Aussagen wirken wie Durchhalteparolen.

Das spricht für und gegen den Hamburger SV

Die Entwicklung unter dem neuen Coach Christian Titz ist das einzige, was den Fans Hoffnung gibt. In sieben Spielen unter seiner Leitung robbte sich der HSV wieder heran. Es ist durchaus eine Überraschung, dass der Hamburger SV am letzten Spieltag noch im Rennen um den Klassenerhalt ist. Titz holte beachtliche zehn Punkte bei drei Siegen (gegen Schalke, Freiburg und Wolfsburg). Die Mannschaft spielte offensiv und schien zuletzt wieder an sich zu glauben. Die Stimmung auf dem Trainingsgelände bei Mannschaft und Fans ist gut.

Dennoch ist die Liste der Dinge, die gegen den HSV sprechen viel zu lang. Die Euphorie wurde zuletzt mit einem 0:3 in Frankfurt gebremst. Hamburg benötigt gegen das wiedererstarkte Mönchengladbach einen Sieg. Gleichzeitig muss Wolfsburg gegen Köln verlieren. Hamburg erzielte vor heimischer Kulisse erst 15 eigene Treffer (Minuswert gemeinsam mit Freiburg). In der bisherigen Rückrunde erzielten die Hanseaten nur magere zwölf Tore. Nur Wolfsburg ist schlechter. Die insgesamt 19 Saison-Niederlagen werden nur vom 1. FC Köln (21 Pleiten) getoppt. Im Laufe der gesamten Spielzeit war der HSV schlichtweg einfach nicht reif für die 1. Bundesliga.

Die Prognose

Hamburg wird es nicht schaffen, gegen Mönchengladbach zu gewinnen und steigt als 17. direkt ab. Wolfsburg wird einen wackligen Sieg gegen Köln einfahren und damit zumindest das Nötigste tun, um noch auf Platz 15 springen zu können. Jedoch sollte der SC Freiburg gegen den FC Augsburg mit lautstarker Unterstützung der Fans einen Sieg einfahren, um letzte Fragen zu beseitigen. Für die Augsburger geht es um nichts mehr. Bei den Freiburgern ist nun Nervenstärke gefragt. Demnach wird es in der Relegation zum Nord-Duell zwischen dem VfL Wolfsburg und Holstein Kiel kommen. Dieses Mal könnte es für die „Wölfe“ noch schwieriger werden als in der vergangenen Spielzeit, als sich das Team knapp gegen Eintracht Braunschweig durchsetzte.