Keine Lust auf Rechenspiele? Dann werden das ganz lange letzte 90 Minuten in dieser Bundesliga Saison! Denn allein im Kampf um Europa können noch einige Mannschaften durch eigene Siege und Patzer der Konkurrenz in die ersehnten Champions oder Europa League Ränge klettern. Oder andersherum genauso schnell nach unten durchgereicht werden. Denn die Abstände sind extrem knapp. Ein spätes Tor kurz vor Schluss in der einen oder anderen Partie kann jederzeit alles wieder umwerfen. Ein Samstagnachmittag vor der Konferenzschaltung oder mit dem Radio am Ohr ist vorprogrammiert.
Was ist bereits sicher? Der FC Bayern München als Meister und der FC Schalke 04 als Vizemeister werden nächstes Jahr sicher in der Champions League Gruppenphase die deutsche Eliteliga vertreten. Borussia Dortmund, die TSG Hoffenheim und Bayer Leverkusen werden international spielen, wissen aber noch nicht ob in der finanziell und prestigeträchtigen ungleich mehr erhofften Champions League oder “nur” in der kleineren Europa League.
Für diese Kämpfen Red Bull Leipzig, Eintracht Frankfurt, der VfB Stuttgart und Borussia Mönchengladbach noch um die beiden verbliebenen Plätze. Denn nicht nur der Sechste der Bundesliga Abschlusstabelle wird sich für Europa qualifizieren. Sondern entweder schafft Frankfurt über einen Sieg im DFB-Pokal-Finale gegen den FC Bayern München den Sprung nach Europa. Oder der Siebtplatzierte, der dann ironischerweise wieder die Eintracht aus Frankfurt sein könnte, die diesen Platz momentan belegt, rückt in die Qualifikationsrunde für die Europa League nach.
Der Kampf um die Champions League Ränge
Der Herausforderer im Dreikampf um zwei verbliebene Champions League Startplätze ist Bayer Leverkusen. Die Werkself liegt momentan auf Rang Fünf der Bundesliga, mit 52 Punkten und einem Torverhältnis von +13. Punktgleich auf Rang Vier, dem letzten Platz, der für die Teilnahme an der Champions League Gruppenphase in der kommenden Saison berechtigt, rangiert die TSG Hoffenheim mit einem Torverhältnis von +16. Drei Punkte vor den beiden Teams befindet sich noch Borussia Dortmund auf Platz Drei mit einem Torverhältnis von +19. Hoffenheim trifft am letzten Spieltag zu Hause auf den BVB. Leverkusen kann also in folgenden, teils durchaus komplexen Szenarien in die Königsklasse einziehen.
Gewinnt Leverkusen mit fünf Toren Differenz gegen Hannover qualifiziert sich die Werkself für die Champions League, egal was in Sinsheim bei der Partie Hoffenheim gegen Dortmund passiert. Gewinnt Leverkusen mit weniger als fünf Toren Unterschied gegen Hannover, kommen sie in die Königsklasse, wenn Hoffenheim nicht gegen Dortmund gewinnt (dann wären Dortmund und Leverkusen für die Champions League qualifiziert) oder wenn Hoffenheim mit mindestens drei Toren mehr Differenz gegen Dortmund als Leverkusen gegen Hannover gewinnt (dann stünden Hoffenheim und Leverkusen in der Königsklasse). Ein Unentschieden gegen Hannover genügt Leverkusen nur dann, wenn Dortmund bei der TSG Hoffenheim gewinnt. Selbst mit einer Niederlage könnte Leverkusen in die Champions League einziehen. Nämlich dann, wenn der BVB die TSG mit vier Toren mehr Unterschied besiegt, als Hannover gegen Leverkusen gewinnt.
Außenseiterchancen auf die Champions League hat auch noch RB Leipzig. Die Sachsen liegen zwei Punkte hinter der TSG Hoffenheim und Bayer Leverkusen, haben aber das deutlich schlechtere Torverhältnis (+16, +13, 0). Damit RB also noch in die Champions League einzieht müsste sowohl die TSG gegen den BVB verlieren, Leverkusen gegen Hannover 96 verlieren und RB Leipzig selbst sein Auswärtsspiel bei der Hertha BSC gewinnen.
Der Kampf um die Europa League Ränge
Noch komplizierter als das Rennen um die Champions League Startplätze gestaltet sich der Fight um einen Startplatz in der Europa League. Sicher ist: einer aus dem Quartet, das um die Champions League kämpft, Borussia Dortmund, TSG Hoffenheim oder Bayer Leverkusen wird wohl oder übel in der Europa League stranden. Dieser Startplatz ist also schon einmal vergeben. Bleibt noch der zweite Platz für den kleineren europäischen Wettbewerb. Plus der eventuelle Platz Sieben, der dann für Europa berechtigt, wenn entweder Bayern München das DFB-Pokal-Finale am kommenden Wochenende gewinnt, oder wenn der zweite Finalist, Eintracht Frankfurt, am kommenden Spieltag noch auf Platz Sechs springt. Dann wären beide Finalisten über die Liga für den Europacup qualifiziert und der siebte Platz würde automatisch zum Einzug in die Europa League Qualifikation berechtigen.
Gewinnt Leipzig sein Spiel gegen Berlin, und zieht nicht wie oben geschildert noch in die Champions League ein, ist dem Brauseklub das Europa League Ticket nicht mehr zu nehmen. Bei einem Unentschieden dürfte Frankfurt auf Schalke nicht gewinnen und Stuttgart nicht mit mehr als drei Toren Unterschied beim FC Bayern gewinnen. Bei einer Niederlage gegen Hertha könnte sogar Mönchengladbach, das drei Punkte hinter Leipzig liegt noch mit einem Sieg gegen den HSV, mit dem sie die um vier Tore schlechtere Tordifferenz überwinden, an den Roten Bullen vorbeiziehen.
Auch für Frankfurt gilt: gewinnen sie ihr Spiel auf Schalke, spielen sie nächstes Jahr international. Entweder durch den mindestens erreichten Platz Sieben in der Endtabelle oder durch einen Sieg im DFB-Pokal-Finale gegen den großen Favoriten aus München.
Der VfB Stuttgart muss selbst den FC Bayern in deren Stadion besiegen, um noch Aussichten auf Europa zu haben. Sollte dies gelingen muss entweder RB Leipzig verlieren oder Eintracht Frankfurt nicht gegen Schalke gewinnen und das DFB-Pokal-Finale verlieren.
Ebenso verhält es sich für die Borussia aus Mönchengladbach. Niederlagen der Leipziger und der Frankfurter sowie kein Sieg der Stuttgarter, bei einem eigenen, möglichst torreichen (Gladbach muss neben drei Punkten auch noch vier Tore gegenüber RB Leipzig aufholen) Triumph gegen den sich gegen den historischen Abstieg wehrenden HSV sind die Voraussetzungen, dass Gladbach noch auf Platz 6 springt. Gewinnt der FC Bayern das Finale im Olympiastadion zu Berlin am folgenden Wochenende, kann eine dieser Voraussetzungen entfallen und Gladbach qualifiziert sich dennoch noch auf Platz Sieben liegend für die Europa League.
Auch wenn die Meisterschaftsfrage schon seit gefühlten Monaten entschieden ist, über mangelnde Spannung kann sich die Bundesliga nicht qualifizieren. Vier Mannschaften, die auf die Champions League hoffen – Borussia Dortmund, TSG Hoffenheim, Bayer Leverkusen und RB Leipzig. Drei Teams, die noch unbedingt in die Europa League einziehen wollen – Eintrach Frankfurt, VfB Stuttgart, Borussia Mönchengladbach. Dazu Abstände, die so eng sind, dass in vielen Fällen das Torverhältnis oder gar die größere Anzahl erzielter Tore entscheidend sein können. Ein engerer Kampf um Europa ist unvorstellbar.