Die aufregende Reise der Fahrstuhlmannschaft

Fortuna gegen Sandhausen

Fortuna Düsseldorf war damals der erste Klub, der bis in die Vierte Liga abstürzte und es schaffte, wieder zurückzukommen. In der nächsten Saison zählt der Aufsteiger als Underdog. Hierfür hat der Vereinschef einen Plan.

Als sich die Mannschaft zur Aufstiegsfeier auf dem Balkon des Rathauses versammelte, hing dort auch ein Banner. Klub und Spieler wandten sich mit dessen Hilfe an die Düsseldorfer: „Wir, die Fortuna, sind wieder da!“ So, als wäre erst einmal eine Vorstellung nötig, eine Erklärung dazu, wer sie überhaupt sind und warum sie da oben stehen.

Die Fortuna hatte etwas von einem alten Freund, einem entfernten Verwandten, der nach langer Abstinenz wieder nach Hause kommt. Doch während die älteren Fans die großen Erfolge von damals noch vor Augen haben, mangelt es den Düsseldorfern mindestens an einer Fangeneration. Schließlich hatten sie innerhalb der letzten 20 Jahre nur eine Spielzeit in der Bundesliga.

Etwa jedes dritte Jahr wechselte man die Liga

Diesem Traditionsklub treu zu bleiben, gelingt sowieso nicht vielen. In der Vereinschronik lassen sich Wellenbewegungen ablesen wie nirgendwo sonst. Etwa jedes dritte Jahr kam der Verein in eine andere Liga. Seit dem ersten Aufstieg in die Bundesliga 1966 verzeichnete man 16 Ab- und Aufstiege. Nach rauschenden Festen kamen oft schmerzhafte Kater – aber auch andersherum. Die Fortuna war zudem der erste Klub der Bundesliga, der es aus der Vierten Liga wieder in die Bundesliga schaffte.

Dass vieles möglich ist, konnte der Klub beim vorletzten Bundesligaaufstieg vor 6 Jahren erkennen. „Verglichen mit allen Aufsteigern in der Bundesligageschichte war es die Fortuna, die 2012 den insgesamt größten Sprung machte“, weiß Schäfer und nennt die jeweiligen Disziplinen: „Sponsoring, Einnahmen, Mitglieder, Merchandising, Zuschauer. Die Infrastruktur ist da. Die Kaufkraft ist da, sogar die Begeisterung bleibt.“

2018 war der Sprung etwas kleiner. Die Fortuna kam nicht von ganz unten. Nach dem Wiederabstieg 2013 blieb das Team durchgängig der Zweiten Liga treu. Die Auswirkungen spürt man dennoch. In den letzten zwei Wochen haben sich rund 1500 neue Mitglieder angemeldet, auch der Dauerkarten-Vorverkauf war zeitweise überlastet.

Verdreifachung des Etats

Der Profiabteilung werden in Zukunft statt 11 Millionen Euro ganze 30 Millionen Euro zur Verfügung stehen, eine knappe Verdreifachung. Damit zählen die Düsseldorfer nicht zu den klassischen Außenseitern wie Fürth oder Braunschweig, Paderborn oder Ingolstadt, dennoch ist zum Ende der Saison eher mit einem Abstiegsplatz zu rechnen.

Die Ausgangslage zum Saisonstart im August ist eindeutig. Hat man kein Geld für 3 oder 4 Topspieler, die dafür sorgen, dass man keinen Abstiegsplatz belegt, muss sich an Trümpfen bedienen, über die die Konkurrenten eventuell nicht mehr verfügen: Identifikation, Eingespieltheit und Geschlossenheit. Schäfer sagt hierzu deutlich: „Keiner der Spieler soll das Mannschafts- und Gehaltsgefüge sprengen. Fortuna lebt nun mal vom Teamgeist.“

Für die Zusammenstellung zählen neben der sportlichen Leistung auch weitere Kriterien. So wird sich die in der vorherigen Saison viel gelobte Scoutingabteilung um Goran Vucic, Christian Weber und Uwe Klein mit der schwierigen Aufgabe auseinandersetzen müssen, eine funktionierende Mannschaft auf sensible Weise sportlich zu verbessern, ohne ihren Geist zu beschädigen oder den Gehaltsetat zu überschreiten. Hochdekorierte und satte Profis können da schnell als Brunnenvergifter wirken.