Vor 4 Jahren gelang es Miroslav Klose, mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister zu werden. Dabei habe der entscheidende Faktor im Mannschaftsquartier gelegen, wo es zwar viel Raum für Begegnung gab. Andererseits aber auch Raum, um sich aus dem Weg zu gehen.
Es waren Freunden- und Glücktränen. Erleichterung. Zusammen mit seinen Söhnen Luan und Noah sowie seiner Ehefrau Sylwia stand Miroslav Klose am 13. Juli 2014 im Maracana-Stadion in Rio de Janeiro und erlebte den WM-Triumph.
Es war wohl der Höhepunkt seiner glanzvollen Karriere. Jetzt, vier Jahre später, fährt er erneut zum WM-Turnier, dieses Mal aber als Mitglied im Trainerstab von Joachim Löw.
Interviewer: Woran denken Sie zuerst bei der WM 2014?
Klose: Daran, wie ich zum ersten Mal den Pokal in die Hände kriege. Danach habe ich mich kurz auf die Treppe gesetzt, um mit mir allein zu sein. Ich schaute auf den Rasen und konnte es einfach nicht fassen.
Interviewer: Direkt nach dem Abpfiff war schon zu sehen, wie überwältigt Sie waren, Ihnen kamen die Tränen.
Klose: Ich war überglücklich. So oft waren wir kurz davor gewesen, aber nie bis zum Ende geschafft. Und dann steht man endlich auf dem Rasen und ist Weltmeister. 2002 bestritt ich mein erstes Turnier, schon damals waren wir im Finale und verloren es. Eine bittere Erfahrung. Weil alles noch so neu für mich war, konnte ich es nicht richtig fassen. In den folgenden Turnieren entwickelte sich eine Routine. Also, ich meine nicht das Verpassen des Titels. (lacht) Ich beziehe mich auf die Abläufe. Ich wusste, was besser zu machen ist, was mir beim Turnier guttut und was nicht. Doch dass ich mit 36 noch Weltmeister werde, hätte ich mir niemals gedacht.
Interviewer: Was war 2014 entscheidend?
Klose: Ich denke, es war der gesamte Kader. Am Anfang spielte ich nicht mit, doch die ganze A-Mannschaft wurde im Training massiv gefordert. Das ist die beste Vorbereitung.
Interviewer: Sie sagen also, der Teamgeist sei gut gewesen?
Klose: Der war perfekt. Alles hat gepasst, sogar das gute Camp. Da gab es einen tollen Innenhof, wo wir uns ausgetauscht und getroffen haben. Wir waren viel zusammen und haben viel geredet, auch über Gegner, Situationen und Spieler.
Interviewer: Im Camp Bahia existierten vier Wohngemeinschaften, wobei sie einer der sogenannten Hausmeister waren. Wie war das?
Klose: Das war besonders. Glücklicherweise durfte ich mir als Hausmeister meine Mitbewohner aussuchen. Ich holte mir Leute ins Haus, bei denen ich wusste, dass sich auch früh schlafen gehen. Ich hatte wenig Lust auf laute Musik und die sogenannten Gangster wie Mesut oder Jérôme. Ob ich mit ihnen so ruhig geschlafen hätte, bin ich mir nicht so sicher. (lacht)
Interviewer: Anscheinend konnten Sie im Camp viel Kraft tanken. Wie stand es um Ihr Gefühl am Finaltag?
Klose: Ja, viel Kraft. Doch das Finale schwirrte nicht in meinem Kopf herum, viel eher der Gegner. Wir wussten, dass frühes Stören und schnelles Umschalten nötig sein würden. Alles andere war mir egal. Gedanken zum Sieg oder zur Niederlage gab es nicht. Ich wollte bloß gut spielen. Es stand sowieso fest, dass es ein enges Spiel würde.