Das große Bundesliga-Drama

Bundesliga: Kampf um Europa
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Es sind drei Mannschaften, die am letzten Spieltag ums Überleben kämpfen werden. Allen voran steht der HSV im Fokus. Obwohl die Chancen der Hanseaten schon tot waren, wittern sie nun ihre allerletzte Chance.

So ein Abstieg muss nicht schlimm sein, meint Carolin Kebekus. Die Kabarettistin aus Köln hatte zuletzt den schmerzhaften Gang ihres liebsten „Effzeh“ in die Zweite Liga mit ansehen müssen. „Beim ersten Heimspiel“, sagt Kebekus, „steht man trotzdem wieder im Stadion und muss erst einmal herausfinden, wo die Stadt eigentlich liegt, gegen die man gerade spielt. Und wie sehr man den Gegner fertigmachen kann.“

Doch bevor es in Wolfsburg, Freiburg und Hamburg so weit kommt, müssen noch die 90 Spielminuten des letzten Spieltags absolviert werden. Darin geht es um die nackte Bundesliga-Existenz.

Bei dem einzigen noch verbliebenen und niemals in die Zweite Liga abgestiegenen Bundesliga-Gründungsmitglied startete man unter der Woche eine Charmeoffensive. Nach dem Training bekamen die leidgeplagten Fans ein Eis, immerhin ertragen sie schon seit fünf Jahren den traurigen Kampf um den Klassenerhalt. An Christi Himmelfahrt pilgerten ganze 2000 Anhänger zum Trainingsgelände und unterstützten den Club. Nur ein Sieg kann den Hamburgern noch helfen, wobei dann auch der 1. FC Köln in Wolfsburg gewinne müsste. „Ich richte meinen Fokus auf das Gladbach-Spiel. Erst gilt es, unsere Aufgaben zu erfüllen, danach schauen wir nach Wolfsburg, ob es gereicht hat“, äußert sich Christan Titz.

Dass es überhaupt noch Hoffnung gibt, kann der HSV den neuen Trainer verdanken. Aus den letzten sieben Spielen schaffte er es immerhin zehn Punkte zu holen. Es gibt Stimmen, die meinen, der Club wäre gerettet worden, wenn man den vormaligen Coach früher befördert hätte. „Gefühlt befindet sich der HSV auf dem zehnten Rang. Dieses Gefühl musste sich die Mannschaft hart erarbeiten. Das Team zeigte Charakter und Willen“, sagt Matthias Sammer. „Hätte der HSV über die gesamte Saison gezeigt, was er mit Christian Titz vermag, so wäre er nie in der aktuellen Situation“, sagt der BVB-Berater und TV-Experte.

Das Drama geht weiter

Abgesehen von der Zählerausbeute überzeugen die Hamburger dank Titz mit einem frechen Spielstil. Getreu dem Motto „Wenn schon untergehen, dann mit erhobenen Fahnen“. „Titz verwaltet nicht, stattdessen lässt er agieren. Offensive, Mut und Ballbesitz“, erklärt Sammer. „Es wird nicht viel konservativ und defensiv agiert, er möchte, dass nach vorne gespielt wird. Das ist eine Art und Weise, die mir gefällt.“

Nicht wenige trauen dem 47-jährigen Trainer auch einen potenziellen Neuaufbau in der Zweiten Liga zu. Doch so weit wollte man noch nicht gehen und den letzten Spieltag dafür nutzen, sein gesamtes Potenzial auszuschöpfen. „Im Fußball ist viele möglich“, meint Titz. „Zweifellos wird es eine Nervenschlacht. Jedoch haben wir in unserem eigenen Stadion und der Masse der Fans eine reelle Chance, das Heimspiel zu gewinnen.“

Sollte es zum Abstieg kommen, drohen neben dem Imageschaden auch finanzielle Folgen. Immerhin hängen bis zu 800 Arbeitsplätze am Verein. Der Abstieg würde also nicht nur in der Mannschaft zu Stellenabbau führen, sondern auch in Jobs in Restaurants und Kneipen kosten. Ebenso ist mit einem Rückgang der Verkaufszahlen für die Tickets zu rechnen.