Dietmar Hamann: Durch Gündogan und Özil lag der Fokus nicht ganz auf dem Spiel

Ilkay Gündogan kritisiert die Fußball Bundesliga
Foto: Dirk Vorderstraße / Flickr (CC BY-NC 2.0)

Deutschland ist dabei, die Gründe der Mexiko-Blamage zu erforschen. Dietmar Hamann stellt fest, dass auch der Fall Gündogan/Özil eine Rolle spielt. Das ließe sich anhand der Aussagen Manuel Neuers belegen. Zudem hätte das Team keine Eckpfeiler.

In seiner aktiven Zeit war es seine Hauptaufgabe, die Angriffe der Gegner zu unterbinden. Er wäre also eine vorzügliche Wahl in der Partie gegen Mexiko gewesen, in welcher es die deutsche Nationalmannschaft kaum schaffte, störend gegen das Offensivspiel der Konkurrenten vorzugehen. Jedoch ist der Ex-Nationalspieler Hammann auf dem Rasen nicht mehr gefragt, umso mehr aber als Experte vor dem Mikrofon. Kaum ein ehemaliger Profi findet klarere Worte als der 44-Jährige.

Zurzeit der WM, die seit letztem Donnerstag läuft, tritt der einstmalige Mittelfeldspieler als TV-Experte im irischen Staatsfernsehen auf. In hervorragendem Englisch analysiert Hamann, der viele Jahre lang in der Premier League gespielt hatte, darunter auch für Liverpool und Manchester City.

Interviewer: Herr Hamann, was ist ihr Urteil nach der Niederlage im Auftaktspiel?

Hamann: Es war überraschend, wie schlecht die deutschen Spieler phasenweise waren. Mexiko hingegen war sehr aggressiv und forsch. Damit kam Deutschland nicht klar.

Interviewer: Wieso?

Hamann: Dafür gibt es verschiedene Gründe. Ich denke aber, dass auch die Debatte rund um Gündogan und Özil nicht spurlos geblieben ist. Immerhin ist am Spieltag ein Interview von Kapitän Neuer erschienen, der sich erneut zu diesem Thema äußerte. Natürlich ist es wichtig, darüber zu reden, doch das lenkt den Fokus vom Spiel ab. Ebenso war zu merken, dass gewisse Eckpfeiler wie Schweinsteiger, Lahm oder Klose gefehlt haben.

Interviewer: Dafür gibt es jetzt andere Eckpfeiler.

Hamann: Ja, das stimmt. Aber so muss jetzt ein Toni Kroos zum Beispiel zeigen, dass er Leader in der Mannschaft sein kann. Dass es im Spiel gegen Mexiko nicht funktioniert hat, lag größtenteils daran, dass bei uns die Basics nicht stimmten. Es fehlte Kampf und Laufbereitschaft. Wichtig ist, dass man selbst den Ball hat. Noch wichtiger ist aber, dass man sich den Ball zurückerobert, wenn man ihn einmal nicht hat.

Interviewer: Jetzt wird das zweite Spiel der Vorrunde gegen Schweden praktisch schon zum Endspiel.

Hamann: Vor allem weiß der Gegner seit letzten Sonntag, dass der Weltmeister zu schlagen ist. Ich bin sehr gespannt, wie man im Team mit dieser Niederlage umgehen wird. Das Gefühl, nicht besiegbar zu sein, dürfte immer mehr schwinden. Das kann sehr einschüchternd sein. Umso wichtiger ist eine klare Analyse der Niederlage. Das mag einfach klingen, doch wirklich verloren ist in dieser WM für Deutschland noch gar nichts. Es gibt immer noch genug Chancen, die Sache ins Rollen zu bringen. Hierzu muss sie sich aber steigern, klar.

Interviewer: Vielleicht wird es zu personellen Veränderungen kommen. Wo würden Sie denn etwas verändern?

Hamann: Ich kann mir kaum vorstellen, dass Löw allzu viel verändern wird. Das würde ich auch unterlassen. Das wäre kein so gutes Zeichen. Jetzt kann man nicht wild mischen. Für so ein Turnier sind erfahrene Spieler wichtig. Von den Spielern selbst muss mehr kommen. Man darf nicht in Panik verfallen, auch wenn eine Auftaktniederlage bei der WM nicht besonders gut ist. Überrascht hat mich beispielsweise, dass Reus nicht von Anfang an gespielt hat. Ihm würde ich die Chance geben und links spielen lassen.