Löw fordert Unterstützung für Gündogan und Özil

Joachim Low
Joachim Low

Im letzten Spiel der Nationalmannschaft wird Gündogan wieder ausgepfiffen. Auch Özil bekommt die Launen der Fans zu spüren – und das obwohl er nicht eingewechselt wurde.

In der 56. Minute der DFB-Elf gegen Saudi-Arabien zog Gündogan den Trainingsanzug aus und stellt sich an die Seitenlinie zur Auswechselung. Gleich als die Fans das erkannt hatten, kamen auch schon die ersten Pfiffe.

Trainer Joachim  Löw wusste anscheinend, was seinen Schützling erwartete. Daher forderte er die Anhänger mit einer klaren Geste zum Unterstützen auf. Auch der Assistent Thomas Schneider wendete sich mit diesem Appell an die Fans.

Doch diese pfiffen trotzdem. Schon beim Testspiel gegen Österreich erntete Gündogan Unmutsbekundungen eines zum Teil deutschen Publikums. Sobald er am Ball war, folgten Pfiffe.

Immer noch nehmen die Fans Özil und Gündogan das Bekenntnis zu Erdogan übel. Beide hatten sich am 13. Mai in London getroffen und dem sehr umstrittenen Staatspräsidenten ihre signierten Trikots gegeben.

Vor dem Spiel in Leverkusen hatte man beim DFB viel dafür getan, um die Gemüter zu besänftigen. So stellte sich Gündogan beim Medientag den Fragen vieler Journalisten und leistete somit Abbitte für seinen Auftritt.

Am Tag des letzten Spiels gegen Saudi-Arabien forderte Oliver Bierhoff mehr Sachlichkeit von den Medien. „Ihr beendet es nicht, sondern bringt es immer wieder, weil euch die Themen fehlen“, äußerte Bierhoff vor dem finalen Spiel in Leverkusen. „Natürlich könnt Ihr die Fragen stellen, doch müsste dann auch akzeptieren, wenn jemand nicht darüber reden will“, fügte er hinzu.

Bundestrainer will Nehmerqualitäten von Spielern

Özil war wie auch schon beim Medientag, auch beim Spiel in Leverkusen nicht aufgetreten. Wegen der noch nicht vollständig kurierten Verletzung – eine Vorsichtsmaßnahme, hieß es aus seitens des DFB. Bereits vor dem Spiel gab es Pfiffe gegen Özils und Gündogans Namen.

Der Bundestrainer hatte mit dieser Aktion wohl gerechnet. „Gut möglich, dass es Pfiffe gibt“, meinte Löw im Hörfunk. „Als Spieler hat man sich diesen Dingen zu stellen“, fügte der 58-Jährige hinzu. Eine deutliche Forderung an die DFB-Akteure.

Gündogan tat bereits sein Bestes. Nur wenige Minuten nach der Einwechselung hatte er die große Chance zum 3:0, doch scheiterte unglücklich am Schlussmann der Saudis. Als wäre das nicht schon genug, erntete er auch dafür Pfiffe.

Pfiffe als Problem für das gesamte Team

Nach dem Spiel zeigte Löw eine deutliche Reaktion: „Allmählich frage ich mich, was Ilkay nun tun soll. Er hat sich der Presse gestellt, was soll er sonst noch machen?“, echauffierte sich der Bundestrainer.

Der Coach gab zu, dass dieser Fall nicht spurlos an den Nationalspielern vorbei geht. „Beide Spieler sind damit beschäftigt, doch jetzt muss der Blick nach vorne gerichtet werden. Ich hoffe, die beiden bekommen das hin.“

Weiterhin gab Löw zu erkennen, dass es nicht nur Özil und Gündogan sind, die durch die Pfiffe getroffen werden, sondern die gesamte Mannschaft. „Es hilft niemandem, wenn ein Nationalspieler so ausgepfiffen wird.“ Bisher keine gute Grundlage für die WM.

Mitspieler schützen Gündogan

Nach dem Spiel appellierten auch die Teamkollegen an die Fans. „Ab jetzt möchte ich die Leute darum bitten, daran zu denken, dass es hier um die Weltmeisterschaft geht. Dafür sind Illy und Mesut sehr wichtig“, sagte Stürmer Mario Gomez. „Man sollte nicht weiter versuchen, das Ding zu spalten, sondern eher eine Brücke zu bauen, um mit anderen Gedanken in die WM zu starten.“