Stefan Effenberg: Der Pokal ist eine riesige Chance für Frankfurt

Stefan Effenberg
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Effenberg weiß genau, wie man einen Pokal gewinnt. Daher erklärt er nun das Besondere am Finale, wie Frankfurt es schaffen kann, Bayern zu schlagen und wie er sich beim WM-Kader entschieden hätte.

Ich durfte den DFB-Pokal zweimal gewinnen. Im Jahr 1995 mit Mönchengladbach und 2000 mit Bayern. Eigentlich rede ich nicht oft über alte Zeiten – aber diese Ereignisse sind wirklich haften geblieben, weil sie besonders sind. Jeder Pokalgewinn ist schön, aber der Sieg mit Gladbach war etwas ganz Besonderes.

Unbeschreiblich, so in der Stadt empfangen zu werden

Berti Vogts sagte damals: „Es wird noch lange dauern, bis hier wieder eine Trophäe gefeiert wird.“ Und dann holten wir den Pokal. Bis heute ist das der letzte Titel für Mönchengladbach, seit nunmehr 23 Jahren.

Man realisiert erst richtig, was passiert, wenn man aus Berlin zurückkommt und die Fans sieht. Man absolviert das Spiel, feiert im Berliner Hotel – aber der Empfang in der Heimatstadt ist unbeschreiblich.

Der Pokal veränderte meine Karriere

Alle wussten, dass wir dort etwas ganz Großes bewerkstelligt hatten. Ich weiß noch, dass mancher sogar seinen Flug in den Urlaub verpasste, weil die Feier so lang und großartig war. Zum Glück hatte ich meinen Urlaub schlau gelegt, indem ich einen Puffertag eingebaut habe. So konnte ich noch einmal ausschlafen.

Sogar auf meine Karriere hatte der Pokal einen Einfluss. Ohne den Sieg hätte Mönchengladbach niemals genug Geld gehabt, um mich aus Florenz freizukaufen. Bis dahin war ich nur ausgeliehen.

Die elektrisierte Stadt Berlin

Den Titel, den ich fünf Jahre später mit Bayern gewann, sah ich als Revanche. Im Vorjahr hatten wir im Elfmeterschießen gegen Bremen verloren. Da sagte ich mir: „Okay, das stecke ich jetzt weg – doch wir holen es uns wieder.“ Als dieses Duell genau ein Jahr später wieder zustande kam, war ich besonders motiviert. Es war zudem völlig unklar, wer gewinnen würde. Auch die Bremer wussten das. Der große Unterschied zu dem Titel mit Mönchengladbach: Dieses Mal verpasste niemand den Urlaub. Einige Tage später standen wir schon in der Champions League gegen Real Madrid.

Das Pokalfinale ist sowieso besonders, schon beim Einreisen in Berlin ist das spürbar. Die Stadt ist wie elektrisiert. Viele Zuschauer reisen früher an, das bekommt man mit.

Keine Glückwünsche zum Vize-Pokal

Am kommenden Samstag können die Spieler Bayerns ihrem Trainer einen tollen Abschied bereiten, ebenso wie die Frankfurter. Am Ende möchte niemand Glückwünsche bekommen, dass er zweiter geworden ist.

Favorit ist natürlich trotzdem Bayern, aber sie stellen für mich keinen klaren Favoriten dar. Es wird wahrscheinlich kein 4:0 oder so geben. So einfach werden es die Bayern nicht haben.

Die größte Chance

Ich möchte behaupten, dass für die Spieler im Frankfurter Kader das kommende Spiel zum Spiel ihres Lebens werden kann. Niemand weiß, wie es mit dem neuen Trainer weitergehen wird.

Aber wie müssten sie spielen für das Wunder? Ich denke, dass es immer die Möglichkeit gibt, ein oder zwei Tore zu erzielen – einfach aufgrund der Art und Weise, wie sie spielen. Rebic überstrahlt alles, versteht sich. Selbst wenn sie mal verlieren, so haben sie trotzdem vier bis fünf klare Chancen, die sie haben liegen lassen. Ein paar davon werden sie auch gegen Bayern bekommen – die müssen dann natürlich eiskalt genutzt werden.