Lange Zeit war es ruhig um Domenico Tedesco, bis in der vergangenen Woche erstmals Gerüchte um ein Engagement in Russland auftauchten. Am Montag folgte dann bereits die offizielle Bestätigung: Der ehemalige Coach von Schalke 04 wurde beim russischen Erstligisten Spartak Moskau als neuer Trainer vorgestellt. Tedesco hat bereits einen Vertrag bis 2022 unterschrieben, als Co-Trainer bringt der 34-Jährige den ehemaligen Nationalspieler Andreas Hinkel mit. Bei Spartak spielt derzeit unter anderem Andre Schürrle, der von Borussia Dortmund an den russischen Hauptstadtclub ausgeliehen ist. Der Club steckt sportlich in einer Krise, Tedesco ist bereits der fünfte Trainer in nur einem Jahr.
Am 12. März 2019 erlebte Domenico Tedesco die wohl schwärzeste Stunde in seiner noch jungen Trainer-Karriere: Der FC Schalke 04 kassierte bei Manchester City eine heftige 0:7-Klatsche. Es war die höchste Niederlage, die je eine deutsche Mannschaft in der Champions League einstecken musste.
Absturz nach Vizemeisterschaft
Danach zogen die Schalke-Bosse die Reißleine, der noch wenige Monate zuvor scheinbar unantastbare Coach musste seine Koffer packen. Für Tedesco bedeutete dies das vorzeitige Ende einer absoluten Horror-Saison, nachdem er Schalke in der Spielzeit zuvor noch sensationell zur Vizemeisterschaft geführt hatte.
Tedesco verspielte bei Schalke alle Sympathien
Am Ende hatte der Trainer aber auch bei den Fans jeglichen Kredit verspielt. Abgehoben-bizarre Analysen (“Der Druck am Ball determiniert das kollektive Verhalten”) und fast schon irrwitzige Taktikvorgaben (nach dem 0:0 in Leipzig erklärte Tedesco, seine Mannschaft habe den Ball absichtlich zum Gegner gepasst) kratzten massiv am Image des einstigen Wunder-Trainers. In Schalker Fan-Kreisen wurde Tedesco in der Endphase nur noch als “Tabasco” verspottet.
Schalke spart jetzt viel Geld
Nun flüchtet Tedesco also nach Russland – und das ist eine gute Nachricht für Schalke 04. Denn der Rauswurf des Trainers hat die Königsblauen viel Geld gekostet: Tedesco hatte auf Schalke noch einen gültigen Vertrag bis zum Jahr 2002 und kassierte weiterhin fleißig sein Gehalt. Jetzt wurde der Kontrakt aufgelöst, wodurch Schalke etwa fünf Millionen Euro sparen dürfte.
Tedesco lobt die russische Liga
Als sportlichen Abstieg betrachtet Tedesco seinen Wechsel zu Spartak selbstverständlich nicht. Der russische Fußball werde in Deutschland zwar nicht so verfolgt, aber die dortige Liga sei “hinter der deutschen, englischen, italienischen und spanischen Liga, zusammen mit der französischen Liga, die fünftstärkste Liga der Welt”, so der 34-Jährige. Aha.
Tedesco betonte bei seiner Vorstellung, er sei schon vergangene Woche nach Moskau gereist, um sich den Verein und die Stadt vor seiner Entscheidung persönlich anzuschauen. Dabei habe er “sehr gute Eindrücke gewonnen” und schließlich hätten sich die Verantwortlichen sehr um ihm bemüht.
“Bin ein Stück weit Romantiker”
Es sei für ihn eine “Ehre”, neuer Trainer bei Spartak zu sein, sagte Tedesco. Der Ex-Schalke-Coach hob die Tradition des Hauptstadtclubs hervor: “Dieser Verein hat eine große Historie und über 25 Millionen Fans im Land. Der emotionale Aspekt gehört für mich dazu, das hat für mich eine große Rolle gespielt.” Er sei in dieser Hinsicht noch “Romantiker”, so Tedesco, nicht ohne zuvor noch die leidige Fußball-Floskel “ein Stück weit” vorzuschieben.
Fünf Niederlagen in Serie kennt Tedesco
Rein sportlich wartet auf Domenico Tedesco eine Menge Arbeit. Spartak liegt in der russischen Premier Liga nur auf dem zwölften Tabellenplatz und hat zuletzt fünf Niederlagen in Folge kassiert. Ganz so wie Tedesco vor einem Jahr zum Saisonstart mit Schalke 04. Damals kommentierte der Coach das so: “Ich finde die Situation auch ein bisschen geil.” Na, dann ist Tedesco in Moskau ja genau richtig.
