
Die UEFA hat die Vergabe der TV- und Streamingrechte für die drei Europapokal-Wettbewerbe ab der Saison 2027/28 offiziell bestätigt. Was viele Fans befürchtet haben, tritt nun endgültig ein: Der Weg zu allen Spielen wird komplizierter – und wohl auch teurer. Gleich vier Abos werden nötig sein, um nationale und internationale Topspiele komplett zu verfolgen.
Der vielleicht größte Paukenschlag: Paramount+ steigt tief in den deutschen Markt ein und sichert sich überraschend einen Großteil der Champions-League-Pakete.
Paramount+ übernimmt die Königsklasse
Ab 2027 laufen dort nahezu alle Begegnungen – vom frühen Dienstagsspiel bis zum Finale. Auch das wichtigste Match am Dienstagabend wird künftig bei Paramount+ gezeigt. Nur das Mittwoch-Topspiel bleibt weiterhin bei Amazon Prime Video, das sein Paket auf 19 Live-Partien pro Saison erweitert.
Für deutsche Zuschauer bedeutet das: Ein traditionsreicher Wettbewerb wandert weitgehend hinter die Paywall – und zu einem Anbieter, der hierzulande bislang kaum eine Rolle im Live-Sport spielt.
Europa und Conference League wandern zu DAZN
Auch für die kleineren Europapokal-Wettbewerbe gibt es eine Neuordnung. DAZN schnappt sich die exklusiven Rechte an Europa League und Conference League, nachdem Streamingriese Paramount+ sich voll auf die Königsklasse konzentriert hat.
Damit endet 2027 auch die Phase, in der RTL noch eine Partie pro Spieltag frei zugänglich zeigt. Künftig laufen sämtliche Spiele der beiden Wettbewerbe ausschließlich hinter der Bezahlschranke.
Free-TV: Nur noch Highlights – und ein Finale mit deutscher Beteiligung
Im Free-TV bleibt ab 2027 nur ein kleines Fenster offen: Das ZDF zeigt wie bisher mittwochs eine Highlight-Sendung der Champions League. Livebilder gibt es dagegen fast gar nicht mehr.
Lediglich das CL-Finale ist weiterhin frei empfangbar – allerdings nur dann, wenn ein deutsches Team das Endspiel erreicht. Sollte das nicht der Fall sein, läuft das Finale exklusiv bei Paramount+. Unklar ist bislang, welches Free-TV-Haus den Zuschlag für eine mögliche deutsche Finalbeteiligung bekommt.
Die Bundesliga: Weiterhin zweigeteilt
Parallel zur neuen Europapokal-Ära bleiben die Bundesliga-Rechte bis mindestens 2029 in bekannten Händen – allerdings mit teils unübersichtlicher Verteilung:
- Sky zeigt am Freitag sowie samstags um 15:30 Uhr und 18:30 Uhr.
- DAZN überträgt sonntags (15:30 Uhr, 17:30 Uhr) sowie weitere ausgewählte Partien, darunter 15 Spiele montags um 19:30 Uhr.
- Die Konferenz am Samstagnachmittag läuft ebenfalls bei DAZN.
Damit steigen die monatlichen Grundkosten für Fans weiter – vor allem, wenn zusätzlich internationale Wettbewerbe verfolgt werden.
Preisfrage: Was kostet das alles künftig?
Während Sky, Amazon und DAZN bereits etablierte Preisstrukturen haben, bleibt vor allem Paramount+ ein Fragezeichen. Derzeit kostet der Dienst zwischen 5,99 und 12,99 Euro – doch Experten halten es für nahezu ausgeschlossen, dass diese Preise nach dem Erwerb der teuren UEFA-Rechte stabil bleiben.
Auch bei DAZN, das die „kleineren“ Wettbewerbe bekommen hat, gibt es keinerlei Preisgarantien. Schon jetzt liegt das Unlimited-Abo bei 44,99 Euro im Monat.
Wer steckt hinter Paramount+?
Der neue Hauptakteur im deutschen Fußball-Streamingmarkt gehört zum US-Medienkonzern Paramount Skydance, der unter anderem CBS und mehrere Hollywood-Studios betreibt. Erst im vergangenen Jahr wurde das Unternehmen an Skydance verkauft – ein milliardenschwerer Deal unter der Führung von David Ellison, Sohn des Tech-Investors Larry Ellison. Der Einstieg in die Champions League gilt als strategischer Schritt, um den Streamingdienst international aufzuwerten.
Reaktionen aus der Bundesliga
Auch in der Bundesliga beobachtet man die Entwicklung aufmerksam. Bayern-Sportdirektor Christoph Freund sieht Chancen, aber auch Risiken. Für ihn bringt die neue Rechtevergabe zwar höhere Erlösmöglichkeiten für die Vereine, gleichzeitig aber zusätzliche Hürden für die Fans. Er betont, „dass Fußball bezahlbar und für viele Menschen erreichbar bleiben müsse“, weil die Emotionalität des Spiels ohne Zuschauer weniger wert sei – ein klarer Appell, die Preisspirale nicht ausufern zu lassen.
Fazit: Die Zersplitterung nimmt weiter zu
Mit der neuen Verteilung setzt sich ein Trend fort: Fußball im Fernsehen wird fragmentierter, teurer und unübersichtlicher. Während die UEFA neue Rekordsummen erzielt, müssen Fans ab 2027 deutlich tiefer in die Tasche greifen – und zwischen vier Abos jonglieren, um nichts zu verpassen. Die Zeiten, in denen ein einzelner Sender alles abgedeckt hat, gehören endgültig der Vergangenheit an.

