WM 2018: Die Vorrundenphase ist beendet, die Zwischenbilanz fällt trotz zahlreicher Rekorde durchwachsen aus

WM Russland 2018

Die Vorrundenphase bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland ist seit gestern Abend offiziell beendet. Aus den einstigen 32 Teams haben 16 den Sprung in die sog. K.o.-Phase geschafft. Aus deutscher Sicht gab es in der Gruppenphase wenig zum jubeln, im Gegenteil, die DFB-Elf hat mit ihrem vollkommen überraschenden WM-Aus (negative) Fußball-Geschichte geschrieben. Wir werfen einen Blick auf die Vorrundenphase und ziehen eine erste Zwischenbilanz.

15 Tage Non-Stop Fußball haben gestern Abend ein vorläufiges Ende gefunden. 48 von insgesamt 64 WM-Spielen wurden bereits absolviert und in den kommenden knapp zwei Wochen stehen uns noch 16 Spiele bevor. Doch bevor die K.o.-Phase morgen um 16 Uhr MEZ mit dem Achtelfinal-Duell zwischen Frankreich und Argentinien eröffnet wird, werfen wir einen Blick zurück auf die Gruppenphase.

Zahlen, Daten, Fakten zur Vorrundenphase

Auch wenn die WM 2018 spielerisch bis dato sicherlich noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hat, wurde zahlreiche Rekord aufgestellt. Die meisten Eigentore, die meisten Elfmeter, die längste Torserie. Insgesamt 122 Tore sind in den ersten 48 WM-Spielen gefallen, macht im Schnitt 2,54 pro Partie. Damit liegt die WM leicht unter dem Niveau von vor vier Jahren in Brasilien, damals waren es 2,67. Mit Blick auf die gesamte Historie fällt auf, dass es alles andere als eine torreiche WM-Endrunde ist, denn nur bei fünf Weltmeisterschaften zuvor war der Schnitt noch niedriger. Immerhin, in den ersten 36 Spielen gab es kein torloses Spiel. Das einzige 0:0-Unentschieden gab es beim Duell Frankreich gegen Dänemark.

Kurios ist die Tatsache, dass bereits 9 Eigentore gefallen sind, so viele wie noch nie zu vor bei einer WM. Die bisherige Bestmarke lag bei sechs  Eigentoren während der WM 1998 in Frankreich. Das Rennen um den goldenen Schuh ist dennoch spannend: Die besten Chancen auf die heiß begehrte Auszeichnung hat Harry Kane, der Engländer erzielte bislang fünf Treffer. Mit jeweils vier Toren liegen Belgiens Romelu Lukaku und Portugals Superstar Cristiano Ronaldo direkt dahinter. Alle drei werden in die K.o.-Phase nochmals zum Einsatz kommen.

Aus afrikanischer Sicht verlief die Vorrunden alles andere als optimal, vier Teams aus Afrika hatten sich für die WM-Endrunde qualifiziert, keines davon schaffte den Sprung in die nächste Runde. Besonders bitter ist dabei die Tatsache, dass der Senegal am letzten Vorrunden-Spieltag trotz Punkt- und Torgleichheit aufgrund der Fair-Play-Wertung gegen Japan den kürzeren gezogen hat.

Auch für Island ist die WM nach der Gruppenphase beendet, Rurik Gislason ist dennoch so etwas wie der heimliche Star des Turniers. Der Neu-Profi vom Zweitligisten SV Sandhausen hatte vor Beginn der WM 2018 “schlappe” 40.000 Follower auf Instagram. Durch seine Auftritte bei der WM, vor allem beim 1:1 gegen Argentinien, verhalfen dem blonden “Schönling” quasi über Nacht zu 1,2 Millionen Fans auf der sozialen Plattform.

Die Verlierer der Vorrundenphase

Wie bei jedem Turnier gibt es auch in Russland nach Abschluss der Vorrundenphase Verlierer und Gewinner. Aus deutscher Sicht muss man leider festhalten, dass die DFB-Elf sicherlich zu den größten Verlierern der WM 2018 gehört. Neben Italien (2010) und Spanien (2014) hat der Titel-Fluch dieses Jahr auch Deutschland erwischt: Zum dritten Mal in Folge schied der amtierende Weltmeister bereits in der Vorrundenphase aus. Für die deutsche Elf war es ein historisches Ereignis, denn noch nie in der Gesichte des DFB musste eine Mannschaft bereits in der Gruppenphase ihre Koffer packen. Gegen Mexiko (0:1), Schweden (2:1) und Südkorea (0:2) gelang “Jogis Jungs” magere zwei Tore. Die Gründe für das frühe und vollkommen überraschende Aus sind vielschichtig, lassen sich jedoch wie folgt zusammenfassen: Form- und führungsschwache Schlüsselspieler, eine höchstens mittelmäßige Stimmung im Team, falsche Entscheidungen des Trainers.

Ein weiterer Verlierer der Gruppenphase ist der allseits hoch gehaltene Fair-Play-Gedanke der FIFA. Während es fern ab des Platzes bis her (zum Glück) zu keinen nennenswerten Fan-Ausschreitungen gekommen ist, haben sich die Trainer und Spieler auf dem Platz durchaus den einen oder anderen Fehltritt bereits erlaubt, der den Fair-Play-Gedanken alles andere als gerecht wird. Bestes Beispiel hierfür ist Brasiliens Superstar Neymar, der bisher nicht durch Tore und tolle Leistungen aufgefallen ist, sondern viel mehr durch seine Schauspielkunst und Theatralik bei nahezu jedem Foul an ihm. Auch der Jubel zweier deutscher Betreuer nach dem Last-Minute-Sieg gegen Schweden war alles andere als weltmeisterlich. Den Negativhöhepunkte in Sachen Fair-Play erlebten die Fans in den beiden Gruppenspielen zwischen Frankreich und Dänemark sowie Japan gegen Polen. Während die Franzosen und Dänen sich auf einen Nichtangriffspakt “verständigt” hatten, da beide Teams bereits im Achtelfinale standen, hatten auch Japan und Polen zum Abschluss der Vorrundenphase in ihrem Duell sichtlich keine Lust mehr “Fußball zu spielen”, stattdessen wurde der Ball x-fach zwischen den Spielern gepasst.

Die Gewinner der Vorrundenphase

Im Vorfeld der WM 2018 gab es zahlreiche Befürchtungen, dass außerhalb des Stadien zu unschönen Szenen kommen könnte wie 2014 in Brasilien oder zuletzt 2016 in Frankreich. Doch die Fans zählen nach der Gruppenphase bisher zu den größten Gewinnern des Turniers. Von einigen wenigen Rangeleien abgesehen, die bei einer solchen Massenveranstaltung nicht komplett zu verhindern sind, sorgen die Anhänger aus aller Welt für schöne, bunte Bilder auf den Rängen. Die Stimmung bei den Spielen ist, trotz der nicht immer ausverkauften Arenen, überwiegend gut.

Ähnlich wie in Sachen Fans, gab es vor der WM auch großen Bedenken bezüglich des Videobeweises. Vor allem in Deutschland war die Skepsis groß, da die Einführung des sog. VAR in der Bundesliga alles andere als reibungslos verlief. In der Vorrundenphase hat der Videobeweis jedoch sämtliche Kritiker verstummen lassen. Der VAR kommt in nahezu allen Spielen zum Einsatz und hat zahlreiche knifflige und teilweise falsche Erstentscheidungen der Schiedsrichter korrigiert.

Leider gibt es jedoch immer noch Probleme wenn die Referees Szenen trotz des nochmaligen Ansehens am Bildschirm immer noch falsch beurteilten. Die Leistungen der Unparteiischen sind allerdings auch dank des technischen Hilfsmittels deutlich konstanter als noch bei der Endrunde in Brasilien. Besonders gut hingegen funktioniert die Transparenz gegenüber Zuschauern im Stadion und am Fernsehen – ein Thema, dass in der abgelaufenenen Bundesliga-Saison für viel Kritik sorgte.