Laura Siegemund schwebt aktuell auf einer Euphorie-Wolke! Der sensationelle Einzug ins Viertelfinale von Wimbledon ist der größte Erfolg in der Einzel-Karriere der 37-Jährigen. Das Geheimnis des Erfolges liegt dabei auch neben dem Platz. Denn Laura Siegemund und ihr langjähriger Trainer Antonio Zucca sind auch privat ein Paar. Eine Konstellation, die offenbar nicht immer einfach ist. In Wimbledon aber zu einem fast schon unglaublichen Lauf geführt hat. Jetzt wartet allerdings eine ganz hohe Hürde auf Siegemund.
Laura Siegemund sorgt in Wimbledon für eine der größten Überraschungen des Turniers. Die 37-jährige Deutsche steht erstmals in ihrer Karriere im Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers auf Rasen – und das als älteste Spielerin, der dieser Erfolg bei ihrem Debüt in dieser Runde gelang. Eine Schlüsselrolle bei diesem bemerkenswerten Lauf spielt ihr Trainer – und Lebensgefährte – Antonio Zucca.
Der Trainer als Partner? “Nicht immer leicht”
Nach dem souveränen Zwei-Satz-Sieg gegen die Argentinierin Solana Sierra (6:3, 6:2) führte Siegemunds erster Weg auf dem Centre Court direkt zu ihrem Partner. Auf der Tribüne lagen sich beide freudestrahlend in den Armen. Ihre Beziehung ist nicht nur privat eng, sondern auch beruflich intensiv – eine Konstellation, die beide gleichermaßen fordert und stärkt.
„Wenn man mit dem eigenen Partner auch beruflich so eng zusammenarbeitet, ist das nicht immer einfach“, erklärte Siegemund nach ihrem Erfolg. „Die Grenzen zwischen Arbeit und Beziehung verschwimmen schnell – besonders in schwierigen Phasen.“ Im Moment jedoch läuft es nahezu perfekt. „Wenn alles funktioniert, wie gerade hier in Wimbledon, dann bleibt wenig Raum für Konflikte“, so die Deutsche weiter.
Seit 2018 als Team auf der WTA-Tour
Seit Jahren bilden die 37-Jährige und der vier Jahre jüngere Italiener ein festes Team. Kennengelernt haben sie sich 2017 beim Turnier in Rom, als Zucca kurzfristig als Trainingspartner eingesprungen war. Aus dieser Begegnung entstand eine enge Partnerschaft – sowohl sportlich als auch privat. Seit 2018 ist Zucca offiziell Siegemunds Coach. Der ehemalige Profi, der es selbst nie über Weltranglistenplatz 1060 hinaus geschafft hatte, konzentriert sich inzwischen ganz auf das Coaching.
Dass ein solches Beziehungsmodell im Spitzensport funktionieren kann, beweist der aktuelle Lauf eindrucksvoll. „Wir verbringen fast das ganze Jahr gemeinsam – auf dem Platz, im Hotel, bei Turnieren“, berichtete Siegemund. „Manchmal wünscht man sich einfach etwas Abstand, aber gleichzeitig lernt man viel über sich selbst und den anderen.“
Geldregen als Lohn fürs Viertelfinale
Mit dem Einzug ins Viertelfinale hat sich Siegemund nicht nur sportlich in Szene gesetzt – auch finanziell lohnt sich der Erfolg: Rund 464.000 Euro Preisgeld sind ihr bereits sicher. Und auch das Publikum in London zeigte sich beeindruckt. Als ihre Altersleistung erwähnt wurde, reagierten die Fans mit besonders lautem Applaus. Die Spielerin nahm es mit Humor: „So eine Anerkennung für das Alter bekommt man nicht alle Tage.“
Nun wartet jedoch die wohl schwerste Aufgabe des Turniers: Am Dienstag trifft Siegemund auf die topgesetzte Aryna Sabalenka. Die zehn Jahre jüngere Belarussin, bekannt für ihr kraftvolles und aggressives Spiel, gehört zu den dominierenden Spielerinnen der letzten Jahre. Mit Grand-Slam-Titeln bei den Australian Open (2023, 2024) und den US Open 2024 reist Sabalenka mit enormem Selbstbewusstsein an.
Was ist möglich gegen Sabalenka?
Siegemund bleibt dennoch optimistisch. „Sabalenka ist eine der stärksten Gegnerinnen auf Rasen, aber ich gehe mit viel Selbstvertrauen in dieses Match“, betonte sie. Gleichzeitig kämpft die Deutsche auch noch im Doppel weiter – gemeinsam mit der Brasilianerin Beatriz Haddad Maia steht sie im Achtelfinale. Um sich besser fokussieren zu können, verzichtete sie auf eine Teilnahme am Mixed-Wettbewerb.
Die Zusammenarbeit mit Zucca scheint auf einem neuen Höhepunkt angekommen. „Er weiß inzwischen, dass ich sehr selbstständig bin und gerne meine eigenen Ideen verfolge“, erklärte Siegemund. „Und ich habe gelernt, manchmal loszulassen und auf ihn zu hören.“ In Wimbledon trägt dieser gegenseitige Respekt nun beeindruckende Früchte.