
Die österreichische Nationalmannschaft hat es vollbracht: Zum ersten Mal seit 1998 fährt Rot-Weiß-Rot wieder zu einer Fußball-Weltmeisterschaft. Ein 1:1 gegen Bosnien genügte im letzten und entscheidenden Gruppenspiel, um die Qualifikation für die WM 2026 in Nordamerika perfekt zu machen. Doch der Weg zu diesem historischen Moment war geprägt von Zittern, Anspannung – und einem späten Volltreffer von Michael Gregoritsch, der das Wiener Ernst-Happel-Stadion in ein Tollhaus verwandelte.
Die ÖFB-Auswahl kam nur schwer in die Partie. Obwohl die Rangnick-Elf in der gesamten Qualifikation mit mutigem Pressing und hohem Tempo überzeugt hatte, wirkte das Team zunächst verkrampft.
Ein frühes Gegentor schockt Wien
Bereits die erste torgefährliche Aktion der Gäste führte zum Rückschlag: Nach einer Ecke bekam Keeper Alexander Schlager den Ball nicht weit genug weg, der zweite Ball landete auf dem Kopf von Haris Tabakovic – und der Gladbach-Stürmer nickte aus wenigen Metern zum 0:1 ein. Zwölf Minuten waren gespielt, und die Verunsicherung auf dem Platz war greifbar.
Es dauerte über eine halbe Stunde, bis Österreich die Kontrolle zurückerlangte. Mit wachsender Sicherheit kamen auch die Chancen: Nicolas Seiwald prüfte Bosniens Torhüter mit einem satten Abschluss aus der Distanz, kurz darauf zog Marcel Sabitzer aus spitzem Winkel ab – doch Nikola Vasilj blieb jeweils Sieger. Die Fans spürten: Da geht mehr, das Team ist zurück im Spiel.
VAR stoppt Laimer – und die Jubelstürme
Kurz vor dem Pausenpfiff schien das Happy End des ersten Durchgangs perfekt. Konrad Laimer setzte energisch nach, brachte den Ball über die Linie – die Ränge explodierten. Doch der Jubel hielt nicht lang. Der Videoassistent erkannte ein Foul des Bayern-Profis im Vorfeld und annullierte den Treffer. Österreich musste mit einem 0:1 in die Kabine, aber die Körpersprache stimmte weiter.
Ein Spiel auf ein Tor – doch der Lohn fehlt
Auch in der zweiten Hälfte blieb das ÖFB-Team spielbestimmend. Marko Arnautovic trieb die Offensive an, Sabitzer kurbelte, Laimer lief unermüdlich an. Die Bosnier standen tief, teilweise mit einer Fünferkette am eigenen Strafraum, und versuchten, die wütenden Angriffe zu überstehen. Österreich drängte, fand aber lange kein Mittel, um die massive Defensive aufzubrechen.
Nach einer Stunde ließ der extreme Druck etwas nach – und plötzlich wurde Bosnien frecher. Die Gäste erspielten sich selbst Halbchancen und zwangen die österreichische Hintermannschaft zu erhöhter Aufmerksamkeit. Das Zittern auf den Tribünen wurde spürbar größer.
Gregoritsch schreibt seine eigene Geschichte
Dann kam Minute 78 – und mit ihr die Befreiung. Eine scharf getretene Flanke von Sabitzer wurde von Arnautovic an die Latte verlängert, der Abpraller fiel Joker Michael Gregoritsch direkt vor die Füße.
Der Freiburg-Stürmer hielt nicht lange nach, sondern jagte den Ball kompromisslos ins Netz. Das gesamte Stadion bebte. Später beschrieb Gregoritsch den Moment sinngemäß so, als gäbe es „nichts Schöneres, als für sein Land so einen Treffer zu erzielen“.
Noch einmal hatte er die Chance, die Partie komplett zu drehen, doch sein Distanzschuss kurz vor Schluss landete wieder bei Vasilj. Es blieb beim 1:1 – ein Remis, das sich anfühlte wie ein Sieg.
Jubel, Tränen, Geschichte
Mit dem Abpfiff brach die pure Freude über Wien herein. Gregoritsch wurde unter Mitspielern begraben, Rangnick umarmte sein Trainerteam, und die Fans feierten die erste WM-Teilnahme seit 10.010 Tagen. „Wir haben etwas Historisches geschafft“, sagte Gregoritsch anschließend völlig außer Atem.
Die Schlagzeilen der heimischen Zeitungen fassten das Gefühl des Abends treffend zusammen: „WM, wir kommen“, jubelte die Tiroler Tageszeitung, während der Kurier von einem „erzitterten Happy End“ schrieb.
Für Bosnien bleibt die Hoffnung über die Play-offs. Tabakovic hatte die Barbarez-Elf früh in Führung gebracht, doch für die direkte Qualifikation reichte es nicht. Österreich hingegen blickt nun voller Vorfreude auf die WM 2026 – ein Turnier, zu dem das Team mit breiter Brust und ungebrochenem Glauben reist.
Eine Generation lang hat Österreich auf diesen Moment gewartet. Nun ist er da. Und er trägt den Namen Michael Gregoritsch.

