
Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ist mit einem Sieg in die Europameisterschaft in der Schweiz gestartet – doch die Freude über das 2:0 gegen Polen wird durch die Verletzung von Kapitänin Giulia Gwinn stark getrübt. Die 26-Jährige musste im Auftaktspiel bereits in der ersten Halbzeit verletzt vom Platz. Inzwischen ist klar: Ein Kreuzbandriss konnte zwar ausgeschlossen werden, doch eine Innenbandverletzung im linken Knie zwingt die Führungsspielerin zur EM-Pause. Gwinn wird bei diesem Turnier definitiv nicht mehr spielen können!
Die Szene ereignete sich in der 36. Spielminute in St. Gallen: Gwinn grätschte beherzt in den Strafraum, um Polens Torjägerin Ewa Pajor in letzter Sekunde vom Abschluss abzuhalten. Dabei blieb ihr Bein im Rasen hängen, das Knie verdrehte sich. Gwinn ging sofort zu Boden. Nach kurzer Behandlung versuchte sie, weiterzuspielen, musste jedoch wenig später unter Tränen ausgewechselt werden.
Glück im Unglück: Kein Kreuzbandriss
Die Bilder sorgten für große Besorgnis – nicht zuletzt aufgrund ihrer Verletzungshistorie: Bereits zwei Kreuzbandrisse hatte die Abwehrspielerin in ihrer Karriere erlitten, zuletzt im rechten Knie. Nach der Partie wurde sie umgehend ins Zürcher Triemli-Spital gebracht.
Dort ergab eine MRT-Untersuchung, dass ein weiterer Kreuzbandriss glücklicherweise ausblieb. Stattdessen wurde eine Verletzung des Innenbands diagnostiziert – eine ernste, aber nicht langfristig karrierebedrohliche Diagnose.
EM-Aus für Gwinn trifft deutsche Mannschaft hart
Ob und wann Gwinn das deutsche Teamquartier in der Schweiz verlassen wird, ist derzeit noch offen. Sicher ist jedoch: Für die laufende Europameisterschaft wird sie nicht mehr zur Verfügung stehen.
„Das ist ein bitterer Ausfall, sportlich wie menschlich“, sagte Bundestrainer Christian Wück nach dem Spiel. „Giulia hat mit vollem Einsatz ein Gegentor verhindert. Sie ist eine echte Führungsspielerin, und ihr Fehlen wird uns in den kommenden Spielen spürbar treffen.“ Nach Abpfiff sei das gesamte Team zu ihr in die Kabine gegangen, um ihr Kraft zuzusprechen.
Teamkolleginnen geschockt
Auch ihre Mitspielerinnen äußerten sich betroffen. Jule Brand, Torschützin zum 1:0 und Vorlagengeberin des zweiten Treffers, sagte: „Giulia ist auf dem Feld enorm wichtig, aber auch als Persönlichkeit im Team. Man hat im zweiten Durchgang gespürt, dass sie gefehlt hat.“ Klara Bühl, Vereinskollegin beim FC Bayern, betonte: „Wir stehen alle hinter ihr und hoffen, dass sie schnell wieder auf die Beine kommt.“
Trotz der Verletzung dominierte die DFB-Elf das Spiel nach anfänglichen Schwierigkeiten. Brand traf sehenswert zum Führungstreffer, Lea Schüller erhöhte per Kopf. Doch in den Vordergrund rückte nach Spielende vor allem die Personalie Gwinn.
„Wir hatten in der ersten Halbzeit Probleme, die polnische Defensive zu knacken“, analysierte Wück. „Unsere Flanken waren nicht präzise, und in der Box fehlte die Präsenz. Aber wir haben Geduld bewiesen.“
Die deutsche Mannschaft steht nach dem Sieg dennoch mit drei Punkten gut da. Doch der Ausfall ihrer Kapitänin stellt das Team nun vor eine schwierige Aufgabe – sportlich wie emotional. Die EM geht für Giulia Gwinn frühzeitig zu Ende. Für den DFB bleibt zu hoffen, dass ihr Ausfall die Mannschaft nicht aus der Spur bringt.