Was für ein Beben beim abstiegsbedrohten VfB Stuttgart: Nachdem allseits die Entlassung von Trainer Markus Weinzierl erwartet worden, hat es nun den Sportvorstand getroffen! Michael Reschke wurde mit sofortiger Wirkung beurlaubt, das gab der Club am Dienstagnachmittag überraschend bekannt. Der Aufsichtsrat hat dem 61-Jährigen das Vertrauen entzogen, nachdem der VfB in dieser Saison eine beispiellose Talfahrt hingelegt hat. Ein Nachfolger steht auch schon fest: Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger übernimmt.
Die Bombe platzte am Dienstag gegen 12:30 Uhr. Da verschickte der VfB Stuttgart eine Pressemitteilung, die es in sich hatte. Der Inhalt: Sportvorstand Michael Reschke wurde gefeuert! Der ehemalige Kaderplaner von Bayer Leverkusen und Bayern München ist in Stuttgart auf ganzer Linie gescheitert.
Stuttgart spielt eine miserable Saison
Der stolze Traditionsverein aus Baden-Württemberg war mit großen Ambitionen in die Saison 2018/2019 gestartet, viele Experten und auch die Verantwortlichen des VfB hatten der Mannschaft den Sprung in den Europacup zugetraut. Aber schon früh zeigte sich, dass die Transferpolitik von Michael Reschke komplett nach hinten losgehen würde.
Reschke schmiss Geld zum Fenster raus
Reschke hatte viele Millionen ausgegeben. Allerdings nicht für tendenziell junge, hungrige Spieler mit Perspektive – sondern für satte Profis im Herbst ihrer Karriere, die längst nur noch über einen klangvollen Namen verfügen. Für Gonzalo Castro überwies der VfB beispielsweise knapp sieben Millionen Euro an Borussia Dortmund. Der 31-Jährige enttäuschte bislang aber maßlos.
Intern war Reschke schon lange umstritten. In Leverkusen und bei Bayern hatte der Rheinländer sehr erfolgreich gearbeitet – allerdings eher im Verborgenen, in der zweiten Reihe. Sein Name war in der Branche schnell ein Begriff, sein Gesicht kannten eher wenige. Reschke galt als genialer Scout und Kaderplaner, immer mit einem goldenen Händchen für die richtigen Spieler.
Starke Rückrunde 2018
Sein Ruf brachte ihm letztlich das Angebot des VfB Stuttgart ein. Dorthin wechselte er – mit reichlich Vorschusslorbeeren – im Sommer 2017. Reschke sollte eine neue Ära einleiten und den VfB zurück ins internationale Geschäft führen. Und Reschke fühlte sich sichtbar wohl in seiner neuen Rolle, er genoss das Scheinwerferlicht und die Popularität.
Die erste Saison lief auch richtig rund. Der VfB hatte gerade den Wiederaufstieg geschafft und landete dank einer bärenstarken Rückrunde sensationell auf Platz sieben. Hätten die Bayern das Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt gewonnen, wäre Stuttgart sogar in die Europa League eingezogen.
Blamage bei Entlassung von Korkut
In dieser Spielzeit folgte dann aber der brachiale Absturz. Am 7. Spieltag verlor Stuttgart in Hannover mit 1:3 und rutschte auf den letzten Tabellenplatz ab. Reschke verlor schon früh in der Saison die Nerven und setzte Trainer Tayfun Korkut – der intern nie über eine große Lobby verfügte – vor die Tür.
Die Art und Weise der Entlassung war peinlich: Reschke sprach Korkut nur Stunden vor dessen Rauswurf das Vertrauen aus und sprach nachher von einer “Notlüge”.
Weinzierl war ein Fehlgriff
Bei der Wahl eines neuen Trainer griff Reschke dann zielsicher daneben. Er entschied sich für Markus Weinzierl, der zuvor auf Schalke krachend gescheitert war und der in seinen ersten drei Spielen als VfB-Trainer drei Niederlagen bei 0:11 Toren kassierte.
Reschke galt als Choleriker
Bis heute ist unter Weinzierl keinerlei Fortschritt zu erkennen. Im Gegenteil: Die herbe 0:3-Niederlage gegen Fortuna Düsseldorf am vergangenen Sonntag war ein weiterer Tiefpunkt. Jetzt gewannen die Reschke-Kritiker offenbar die Oberhand.
Der 61-Jährige soll intern oft aufbrausend und besserwisserisch gewesen sein, bei Mitarbeitern und Fans war Reschke längst verhasst.
Hitzlsperger als Nachfolger
“Michael Reschkes Arbeit hat bislang nicht den gewünschten sportlichen Erfolg gebracht und der Klassenerhalt in der Bundesliga ist nach den jüngsten Ergebnissen in erheblicher Gefahr. Wir waren nicht mehr überzeugt davon, dass in der bestehenden Konstellation die notwendigen Kurskorrekturen vorgenommen werden können”, so das trockene Statement des VfB-Aufsichtsrats zur Reschke-Entlassung.
Ein Nachfolger wurde auch schon präsentiert: Thomas Hitzlperger wird Reschke ab sofort als Sportvorstand ersetzen. Der frühere VfB-Profi war zuletzt bereits als Funktionär in den Club eingebunden und wird nun befördert. Oberstes Ziel ist nun der Klassenerhalt. Der VfB hat nur einen Punkt Vorsprung vor einem direkten Abstiegsplatz.
Samstag gegen Leipzig
Das nächste Spiel bestreitet der VfB Stuttgart am kommenden Samstag (16. Februar) gegen RB Leipzig. Es könnte die letzte Partie von Markus Weinziel auf der Trainerbank des VfB werden. Mit einer Quote von 5,25 (Wetten.com) sind die Schwaben in diesem Match der klare Außenseiter.