
Nanu, was ist denn mit Uli Hoeneß los? In den vergangenen Jahren war man vom Präsidenten des FC Bayern München vor wichtigen Spielen oft martialische Kampfansagen gewohnt. Vor dem Spitzenspiel bei Borussia Dortmund (Samstag um 18:30 Uhr) gibt sich der 66-Jährige nun demütig. “Wir fahren nicht als Favorit nach Dortmund, sondern nach langer Zeit mal wieder als Außenseiter”, sagte Hoeneß gestern Abend vor Pressevertretern.
Nach dem mühsamen 2:0-Sieg in der Champions League gegen AEK Athen trat Hoeneß zum ersten Mal seit der denkwürdigen Pressekonferenz vor die Journalisten. Zur sportlichen Krise meinte der Präsident nur: “Offenbar lassen sich auch erfahrene Spieler von der negativen Berichterstattung beeinflussen. Wir müssen uns darauf konzentrieren, unser Spiel zu verbessern und wieder selbstbewusster aufzutreten.”
“Die stehen ja auch vier Punkte vor uns”
Im Gegensatz zu Lothar Matthäus glaubt Hoeneß auch nicht, dass die Bayern am Samstag gegen den BVB der Favorit sind. “Man kann ja nicht nach Dortmund fahren und sagen: Wir wollen da einen Dreier holen. Dortmund hat bis jetzt eine sehr, sehr gute Saison gespielt. Im Moment sind wir schon Außenseiter, wenn wir nach Dortmund fahren. Die stehen ja auch vier Punkte vor uns. Wir müssen einfach ein gutes Spiel machen und dann schauen wir mal, was dabei herauskommt.”
Auch Kovac übt sich in Understatement
Ein bisschen scheint es so, als hätten sich die Bayern-Verantwortlichen in diesem Punkt abgesprochen. Denn auch Trainer Niko Kovac blickte nach dem Athen-Spiel schon voraus und stellte mit Blick auf das Gipfeltreffen fest: “Der Favorit ist im jetzigen Fall sicherlich Dortmund.” Alles Taktik und Understatement? Wollen die Bayern den BVB in Sicherheit wiegen und den Druck von den eigenen Spielern nehmen?
Hoeneß rechtfertigt die peinliche Pressekonferenz
Selbstverständlich wurde Hoeneß bei seinem ausführlichen Statement auch auf die von allen Seiten als peinlich eingestufte Medienschelte angesprochen, die er auf der PK mit Karl-Heinz Rummenigge und Hasan Salihamidzic vom Stapel gelassen hatte. Hoeneß sieht in dem Auftritt keinen großen Fehler: “Ich würde die Pressekonferenz im Wesentlichen wieder so machen.” Nur seine persönliche Attacke auf Ex-Spieler Juan Bernat täte ihm leid: “Das ein oder andere Wort, das ich benutzt habe, das würde ich nicht wieder so machen. Es hat mir sehr leidgetan, Juan Bernat beleidigt zu haben.”
Bayern bei den Wettanbietern klarer Favorit
Auch die Buchmacher stufen die Ausgangslage für den deutschen “Clasico” übrigens anders ein als Hoeneß und Kovac. Bei sämtlichen Wettanbietern sind die Bayern klar in der Favoritenrolle. Bei Betsson gibt es für einen Auswärtssieg der Münchener aktuell eine Quote von 2,14. Zum Vergleich: Wer auf einen Heimsieg des BVB setzt, kann eine Quote von 3,10 absahnen. Die Bayern fahren also mitnichten als Außenseiter nach Dortmund…


