WM 2018: Fans und Spieler müssen sich auf weite Wege bei der WM einstellen

WM Russland 2018

Russland – das größte Land auf der Welt. Die Teilnehmer der WM müssen lange Strecken hinter sich bringen. Deutschland beweist Weitsicht bei der Quartierwahl. Alle Entfernungen der einzelnen Stadien wurden kompakt aufbereitet.

Immerhin muss keiner nach Wladiwostok. Bestimmt lohnt es sich mal, eine Reise zur russischen Metropole am Pazifik zu unternehmen, doch sie befindet sich eben am anderen Ende des Kontinents. Unglaubliche 9000 Kilometer wären es aus dem deutschen Quartier bis dort hin. Sieben Stunden Zeitunterschied.

Obwohl seitens Vitali Mutko, Chef des russischen Fußballverbands, angekündigt worden war, dass ein breiter Einblick in russische Kulturlandschaften gewährt werden soll, so hat sich die Auswahl der Stadien vornehmlich auf den Westen der Russland-Karte verschoben. Eine Ausnahme gibt es: Jekaterinburg, welches östlich des Ural-Gebirges liegt. Alle anderen Spielorte der WM befinden sich auf dem europäischen Territorium.

Dennoch hat man es mit schwindelerregenden Entfernungen zu tun. „Zumindest nicht Wladiwostok“, vor allem für die spanische Nationalelf ist das ein erinnerungswürdiges Faktum. So traf es die Mannschaft Julen Lopeteguis innerhalb der Auslosung am schwersten. Ihr erstes Spiel gegen den Erzrivalen Portugal werden sie im südlichen Sotschi, unweit des Schwarzen Meers, bestreiten. Dort haben die Spanier auch das Quartiert bezogen. Im Anschluss geht es weiter nach Kasa für La Roja, wo das Zentrum des russischen Islam liegt. Im letzten Gruppenspiel treten die Spanier gegen den Iran an – und zwar in Kaliningrad, an der Ostsee.

Glück für Kolumbien

Rückblickend wirkt es ironisch, dass Spanien mit Portugal gerne die WM 2018 ausgetragen hätte. Die Entfernungen der Iberischen Halbinsel wären relativ beschaulich gewesen. Nun nimmt Spanien die größten Wege auf sich, was erfahrungsgemäß als handfester Nachteil gilt. Im Jahr 2014 war Italien Reiseweltmeister, die Wege gingen durch diverse Zeit- und Klimazonen in Brasilien. Schon in der Vorrunde schied Italien aus.

Wenn man auf der Landkarte die drei Spielorte der einzelnen Teams verbindet, entstehen Dreiecke mit teils stark gedehnten Seitenlängen. Bei Spanien sind es insgesamt 5174 Kilometer. Deutschlands Dreieck hat vergleichsweise nur 3594 Kilometer.

In Kolumbien dürfte man sich doppelt freuen. Zum einen sind sie mit Japan, Senegal und Polen in einer Gruppe. Außerdem befinden sich die Spielorte der Kolumbianer sehr dicht beieinander. Die Orte Kasan, Samara und Saransk sind ungefähr mit Dortmund, Berlin und Hamburg zu vergleichen.

In den meisten Fällen aber handelt es sich um lange Strecken. Umso entscheidender ist es, ein zentrales WM-Quartier zu wählen. Etwas verwunderlich ist daher die Quartierwahl der Ägypter. Trotz der Spielorte St. Petersburg, Jekaterinburg und Wolgograd hausen im tschetschenischen Gronsny.

Zuerst wollte der DFB das Quartier in Sotschi aufschlagen, jedoch fand man dort keinen passenden Trainingsplatz. Danach wurde man auf Watutinki aufmerksam, ein Dorf nahe Moskau. Das wirkt zunächst überraschend, da die Wege zu den ersten Spielen relativ weit sind. Möglich ist aber auch, dass die Reiseplaner logistische Weitsicht bewiesen haben: So müsste man im Falle eines deutschen Gruppensiegs für das Achtelfinale nach St. Petersburg und für das Viertelfinale nach Samara – in der Mitte der beiden Orte befindet sich Moskau. Daher wäre auch die Anfahrt im Finale und Halbfinal ziemlich kurz, denn beide Spiele werden in Moskau ausgetragen.