WM 2022: Warum ein Boykott der Weltmeisterschaft keine gute Idee ist

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Selten war ein Fußball-Turnier so umstritten wie die WM 2022 in Katar. (Foto: Shutterstock)

Noch wie wurde über eine Weltmeisterschaft derart gestritten wie über das Turnier im Winter 2022 in Katar. Die Rufe nach einem möglichen WM-Boykott gibt es nun bereits seit Jahren. Dennoch weigert sich die fußballerische Elite weiterhin hartnäckig, das erwiesenermaßen dreckig erkaufte Turnier zu boykottieren. Dabei stört sich kaum mehr jemand an der Korruption im Wüstenstaat. Es geht um mehr.

Macht ein Boykott der Weltmeisterschaft 2022 überhaupt Sinn? Es gibt verschiedene Stimmen aus beiden Lagern – mit jeweils guten Argumenten. Dennoch: Ein Boykott würde letztlich wohl nichts positiv verändern können.

WM 2022 in Katar: Ist ein Wandel durch Dialog möglich?

Kann durch Fußballturniere, Mannschaften und Superstars ein Wandel herbeigeführt werden? Der FC Bayern München wird schon lange dafür kritisiert, für sein Winter-Trainingslager ins katarische Doha zu fliegen. Die Ärmel der FCB-Jerseys werden zudem mit dem Qatar-Airways-Logo verziert. Die Bayern möchten einen „Wandel durch Dialog“ herbeiführen, wie sie stets betonen.

Amnesty International geht es ganz konkret um eine Verbesserung der Menschenrechts- und Arbeitsrechtslage im Wüstenstaat Katar. Da verwunderte es dennoch, dass sich die Organisation gegen einen WM-Boykott aussprach. Die internationale Aufmerksamkeit für die WM solle genutzt werden, um Reformen und Verbesserungen in Katar anzustoßen, so Amnesty.

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Dass sich Fußballprofis klar äußern, war in den letzten Jahren eher selten. Umso erfreulicher, dass sich Weltmeister Toni Kroos gegenüber T-Online deutlich zu Wort meldete: “Ich denke, man sollte versuchen, der WM 2022 die größtmögliche Bühne zu geben, um auf die Missstände in Katar hinzuweisen”, so der Star von Real Madrid, der in Katar nicht auf dem Platz stehen wird, da er seine Karriere in der deutschen Nationalelf bereits beendete.

Möglicher WM-Boykott: Fortschritte und Scheinheiligkeit

Die nächste wichtige Frage lautet: Gibt es in Katar bereits erfreuliche Entwicklungen, nachdem die Berichterstattung über Jahre eher negativ war? Nicht nur Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge betonte, dass sich die Lage bei den Menschen- und Arbeitsrechten bereits verbessert habe. Auch Menschenrechtsexperten bestätigten, dass die Fortschritte in Katar real seien.

Manche gehen sogar so weit, zu sagen, dass Katar gar ein Zukunftsmodell beim Thema Arbeiterbewegungen sei, denn in der Golfregion seien viele andere Staaten eher rückständig. Klar ist aber auch: Ein derart großes Scheinwerferlicht wie eine Fußball-Weltmeisterschaft bekommt nicht jeder Staat – normalerweise eben auch keiner, der Menschenrechte mit Füßen tritt.

Andere Journalisten sprechen und schreiben davon, dass ein Boykott der WM 2022 wohl nicht weit genug gehen würde, wäre man konsequent. Korruption, aberwitzige Geschäfte, zweifelhafte Machenschaften gäbe es schließlich nicht nur rund um die WM in Katar.

PSG, ManCity und Bayern müssten sich ebenfalls hinterfragen

Wer eine katarische Weltmeisterschaft verhindern möchte, müsste demnach auch eine Champions League mit Paris Saint-Germain und Manchester City, die englische Premier League (auch mit Newcastle United) oder den FC Bayern München boykottieren.

Vor allem mit Saudi-Arabien werden ebenso dubiose Geschäfte abgeschlossen, die höchst fragwürdig sind. In den Ranglisten für Demokratie (Platz 156) oder Pressefreiheit (170) steht der Staat noch hinter Katar.

Fazit: Warum ein WM-Boykott 2022 keine gute Idee ist

Zu verhindern ist die WM 2022 in Katar derzeit ohnehin nicht mehr. Dennoch ist es freilich weiterhin wichtig, darüber zu diskutieren, ob ein WM-Boykott noch in Frage käme. Es geht auch darum, ob ein solches Turnier in einem solchen Staat mit unseren Vorstellungen von Werten und Menschenrechten vereinbar wäre.

Derzeit herrscht hier eine große Diskrepanz. Aber: Die Entwicklungen im kleinen Wüstenstaat sind nicht von der Hand zu weisen. Sollte der Fußball am Ende sogar dafür gesorgt haben, dass sich das Leben und die Arbeit für zahlreiche Menschen verbessert, hat er alles richtig gemacht.

Für die Zukunft hieße das aber: Weiterhin kritisch bleiben, nicht nur dem nächsten (Wüsten-)Dollar hinterherlaufen, Entwicklungen anstoßen und Dinge verändern. Der Fußball hat als beliebteste Sportart der Welt eine große Macht – und eine extreme Verantwortung.