
Als Alexander Zverev am Donnerstag auf den Trainingsplätzen des Sobeys Stadium in Toronto auftauchte, war die Erleichterung bei den Turnierorganisatoren spürbar. Nach prominenten Absagen wie Jannik Sinner, Carlos Alcaraz, Jack Draper und Novak Djokovic konnten sie zumindest auf den Weltranglistendritten zählen – und das war ein Segen. Umgehend kursierten Videos seines Trainings mit Casper Ruud in den sozialen Netzwerken, verbunden mit der Hoffnung, dass der deutsche Topspieler dem Turnier die nötige Strahlkraft verleiht.
Zverev zeigte sich kamerafreundlich und betonte in einem Video seine Freude, „wieder in Toronto aufzuschlagen“. Er hoffe, dass auch die Fans gespannt auf das Turnier seien – und sein Comeback nach der enttäuschenden Niederlage in der ersten Wimbledon-Runde Anfang Juli.
In Abwesenheit anderer Topspieler ist Zverev in Kanada an Nummer eins gesetzt. Möglicher Finalgegner? Ausgerechnet Taylor Fritz, gegen den der Deutsche in der Vergangenheit häufig Probleme hatte.
Mallorca als Wendepunkt für Zverev?
Nach dem frühen Aus in Wimbledon, begleitet von einem offenen Einblick in seine mentale Verfassung, zog sich Zverev zurück – um Kraft und Klarheit zu tanken. Die Suche nach Antworten führte ihn nach Mallorca, in die renommierte Rafa Nadal Academy.
Dort trainierte er unter den Augen von Toni Nadal, dem Onkel und langjährigen Erfolgscoach von Rafael Nadal. Es sei eine „sehr intensive, hilfreiche Woche“ gewesen, berichtete Zverev im Anschluss. Toni und Rafa hätten ihn in dieser Zeit stark unterstützt.
Was genau in Manacor besprochen und trainiert wurde, bleibt im Verborgenen. Klar ist jedoch: Zverev nutzte die Tage nicht nur zur körperlichen, sondern auch zur mentalen Stärkung. Dass Toni Nadal ihm dabei wertvolle Impulse gab, scheint unbestritten.
Toni Nadals Kritik mit Fingerspitzengefühl
Toni Nadal hatte sich bereits kurz nach Zverevs Wimbledon-Pleite öffentlich geäußert – mit klaren, aber nicht unsensiblen Worten. Der Spanier sieht die Gründe für Zverevs sportliches Stagnieren nicht in technischen Defiziten, sondern in mentalen Hürden. Der Olympiasieger bringe alles mit, habe aber bislang nicht „den letzten Schritt gemacht“, so Nadal in einer Kolumne. Zverev müsse lernen, mit Druck und Rückschlägen besser umzugehen – so wie es einst Federer, Djokovic und Rafael Nadal getan hätten.
Er betonte aber auch, dass seine Worte keine Kritik seien, sondern Ausdruck von Wertschätzung. Man müsse anerkennen, was Zverev bereits erreicht habe – aber auch, was ihm noch fehlt, um ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen.
Mehr als nur ein Trainingslager?
Ob aus dem Training auf Mallorca mehr wird als eine einmalige Episode, war bislang offen. Offizielle Statements von Zverev oder Toni Nadal gab es zunächst nicht. Medien berichteten von einer Art „Probephase“.
Klar ist aber: Die Spekulationen über eine langfristige Zusammenarbeit reißen nicht ab – und wären nicht unbegründet. Zverev, der nach der Finalniederlage bei den Australian Open in ein Formtief geriet und zuletzt auch abseits des Courts mit inneren Kämpfen zu tun hatte, könnte von einer starken Mentorenfigur profitieren.
„Ich fühle mich oft sehr allein“, hatte er nach Wimbledon offen eingeräumt. Worte, die nachhallen – und die deutlich machen, wie viel mehr als nur Technik derzeit auf dem Spiel steht.
Mentalität als Schlüssel
Toni Nadal gilt als Spezialist für genau diese Herausforderungen: Druck, Erwartung, mentale Stärke. Und auch wenn derzeit keine dauerhafte Zusammenarbeit geplant ist, bleibt der Eindruck: Zverev hat sich geöffnet – für Hilfe, für neue Perspektiven, für Veränderungen.
Mit dieser frischen Energie startet er nun in Toronto seinen sportlichen Neuanfang. Ob das reicht, um dauerhaft wieder oben mitzuspielen, wird sich zeigen. Doch zumindest ist ein Schritt gemacht – zurück auf den Court und vielleicht auch zu sich selbst.