Das unwürdige Theater um Andre Breitenreiter ist erledigt, am Sonntag hat Hannover 96 endlich Fakten geschaffen: Der Coach wurde wie erwartet von seinen Aufgaben entbunden, nur wenige Stunden später stand dann auch sein Nachfolger fest. Ab sofort sitzt Thomas Doll bei den Niedersachsen auf der Trainerbank! Für den 52-Jährigen ist Hannover nach dem Hamburger SV und Borussia Dortmund die dritte Trainerstation in der Bundesliga. Das Ziel ist klar: 96 will und muss den Klassenerhalt schaffen.
Dass Andre Breitenreiter bei der Partie am vergangenen Samstag in Dortmund überhaupt als 96-Trainer fungieren durfte, war wohl nur der Schwere der Aufgabe geschuldet. Dem Vernehmen nach wollten die 96-Bosse den neuen Coach nicht gleich in eines der schwersten Auswärtsspiele der Saison schicken. Eine hohe Niederlage beim BVB schien vorprogrammiert.
1:5-Debakel in Dortmund: Auf den neuen Trainer wartet viel Arbeit
Und so kam es dann auch. Hannover hielt in der ersten Halbzeit zwar erstaunlich gut mit und lag zur Pause nur mit 0:1 in Rückstand. In der zweiten Halbzeit drehte der Tabellenführer aber auf und erzielte drei Treffer in nur sieben Minuten. Die individuellen Fehler der 96-Defensive waren dabei mehr als erschreckend, auf den neuen Trainer Thomas Doll wartet eine Menge Arbeit.
Breitenreiter-Rauswurf stand schon lange fest
Am Ende ging Hannover in Dortmund mit 1:5 unter. Aber selbst bei einem knapperen Ergebnis oder gar einem Punktgewinn wäre Breitenreiter nicht mehr zu halten gewesen – das war schon Anfang der vergangenen Woche klar. Die unwürdige Farce endete schließlich am Sonntagmittag. Da gab Hannover 96 in einer dürren Pressemitteilung den Rauswurf des Trainers bekannt. Der bedankte sich artig für die gemeinsame Zeit und wünschte dem Team alles Gute für die Zukunft – die üblichen Phrasen also.
Dritter Bundesliga-Job für Doll
Fakt ist, dass die Außendarstellung der Niedersachsen in der vergangenen Woche schlichtweg katastrophal war. Nun soll alles besser werden – und zwar mit Thomas Doll. Die ehemalige HSV-Ikone hat bei Hannover bereits einen Vertrag bis 2020 unterschrieben, der sowohl für die erste als auch für die zweite Bundesliga gilt. Doll bringt sein langjährigen Co-Trainer Ralf “Katze” Zumdick mit, ab sofort läuft das “Projekt Klassenerhalt”.
Doll rettete einst den BVB
Für Thomas Doll ist das – relativ überraschende Engagement bei 96 – ein Comeback in der Bundesliga nach mehr als zehn Jahren. Zuletzt wurde der Ex-Nationalspieler im Jahr 2007 von Borussia Dortmund unter Vertrag genommen. Der BVB steckte damals in höchster Not und kämpfte gegen den Abstieg.
Doll erfüllte seinen Job, rettete den Club und bescherte den BVB-Fans den vielleicht emotionalsten Derbysieg aller Zeiten.
Schalke 04 war auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft und stolperte am vorletzten Spieltag ausgerechnet in Dortmund. Alexander Frei und Ebi Smolarek trafen für die Borussia, der Erzrivale verpasste die Schale, der 12. Mai 2007 wurde beim BVB zum historischen Datum – und Thomas Doll war ein gefeierter Trainer. Der Absturz kam dann in der Folgesaison.
Legendäre Pressekonferenz
Dortmund rumpelte sich durch die Liga, spielte teilweise grauenhaften Fußball – und mogelte sich doch ins DFB-Pokalfinale, dass der BVB unter Doll erst in der Verlängerung gegen die damals übermächtigen Bayern verlor. Doll musste trotzdem gehen. Auch, weil seine Außendarstellung teilweise ins Peinliche abglitt.
Negativer Höhepunkt war eine inzwischen fast schon legendäre Pressekonferenz, in der Doll zu einer völlig unsachlichen Medienkritik (“Da lach ich mir doch den Arsch ab”) ansetzte. Der BVB ersetzte ihn mit Jürgen Klopp – und startete eine einzigartige Erfolgsstory.
Stationen im Ausland
Thomas Doll verschwand hingegen in der Versenkung, trainierte Clubs in der Türkei, Saudi-Arabien und Ungarn, wo er mit Ferencvaros Budapest aber immerhin einige Erfolge feiern konnte. “Er hat bei all seinen bisherigen Stationen erfolgreiche Arbeit geleistet. Auch während seiner Jahre in Ungarn hat er den deutschen Fußball immer eng verfolgt. Er kennt die Bundesliga in- und auswendig”, so 96-Manager Horst Heldt bei der Vorstellung des neuen Trainers.
Doll-Debüt am Freitag gegen Leipzig
Heldt lobte Doll als “akribischen Arbeiter mit einer klaren Ansprache”. Man sei überzeugt, dass der Klassenerhalt mit dem 52-Jährigen gelingen werde. Doll wird am Montag sein erstes Training in Hannover leiten. Am Freitagabend gibt Doll dann sein Debüt als 96-Trainer, es wartet das schwere Heimspiel gegen RB Leipzig.
Die Buchmacher trauen Hannover trotz des Trainwechsels eher keine Überraschung zu: Wer bei Wetten.com auf einen Heimsieg von 96 wettet, kann im Erfolgsfall das 5,55-fache seines Einsatzes einstreichen.