Heiko Herrlich steht bei Bayer Leverkusen schon die gesamte Hinrunde über in der Kritik. Der Trainer hat es nicht geschafft, das zweifellos vorhandene Potenzial der Werkself abzurufen. Trotz des jüngsten 2:1-Sieges auf Schalke scheint die Zeit des 49-Jährigen als Coach von Leverkusen jetzt abgelaufen zu sein. Anders kann man die Worte von Rudi Völler kaum interpretieren. Der Bayer-Sportchef vermied am Sky-Mikrofon jegliches Bekenntnis zu Herrlich und kündigte ein finales Gespräch in der Winterpause an.
Die Unzufriedenheit bei Bayer Leverkusen ist groß. Egal wie das letzte Hinrundenspiel gegen Hertha BSC am Samstag ausgeht, die Werkself ist in der Hinrunde weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Kein Wunder also, dass immer wieder auf einen Trainerwechsel spekuliert wurde. Dazu beigetragen hat sicherlich auch die Tatsache, dass permanent Insider-Informationen an die Öffentlichkeit gerieten.
Die Bayer-Bosse haben mindestens drei andere Trainer kontaktiert
So berichtete das Fachmagazin kicker schon im Oktober, dass die Bayer-Bosse sich heimlich um einen Nachfolger für Heiko Herrlich bemüht und bei Ralph Hasenhüttl angefragt hatten. Anfang der Woche war es dann erneut der kicker, der von Kontakten der Leverkusener Verantwortlichen zu Peter Bosz und Marco Rose erfuhr. Und nun hat Rudi Völler bei Sky ein Interview gegeben, dass keinen anderen Schluss mehr zulässt, als dass sich die Wege von Bayer und Herrlich in der Winterpause trennen werden.
Gespräch in der Winterpause
Nachdem Geschäftsführer Fernando Carro und der neue Sportdirektor Simon Rolfes jeden Kommentar zur Situation des Trainers verweigert hatten, fühlte Völler sich offenbar dazu genötigt, sich den Fragen der Medien zu stellen. Er hätte es wohl besser gelassen, denn was Völler sagte – oder besser: was er nicht sagte – hörte sich für Herrlich nicht gut an. “Natürlich weiß auch Heiko Herrlich, dass wir uns nach dem letzten Spiel zusammensetzen und ein Fazit ziehen. Fakt ist ja – da braucht man nur auf die Tabelle zu schauen – dass wir definitiv einige Punkte zu wenig haben”, so Völler.
Völler redet sich um Kopf und Kragen
Interessant wurde es vor allem, als Sky-Reporter Marcus Lindemann den Weltmeister von 1990 konkret fragte, ob Herrlich auch am 18. Spieltag – also nach der Winterpause – noch auf der Trainerbank von Bayer Leverkusen sitzen würde. Statt auf die Frage zu antworten, wurde Völler mal wieder leicht aggressiv: “Können Sie mir sagen, ob Sie nächstes Jahr noch Fieldreporter bei Sky sind?” Das ganze Interview schaukelte sich dann zu einem skurrilen Dialog hoch, in dem Völler auf die Frage nach Herrlich auf keinen Fall eingehen wollte. Stephan von Nocks, Redakteur beim kicker, hat sich die Mühe gemacht, den gesamten Wortwechsel zu protokollieren.
Übernimmt Peter Bosz das Traineramt bei Bayer?
Wenn ein Sportchef sich so windet, um bloß kein Bekenntnis zum aktuellen Trainer abgeben zu müssen, dann ist im Grunde klar, was die Stunde geschlagen hat. Alle Experten sind sich inzwischen einig, dass der Rauswurf von Heiko Herrlich in der Winterpause vollzogen wird – auch ein Sieg gegen Hertha wird dem ehemaligen Bundesliga-Torschützenkönig den Job nicht mehr retten. Sollten die Informationen des kicker stimmen, dann steht mit dem ehemaligen BVB-Trainer Peter Bosz der Nachfolger schon parat.
Leverkusen gegen Hertha in der Favoritenrolle
Am Samstag beim Heimspiel gegen Hertha BSC (Anstoß um 15:30 Uhr) wird Herrlich also vermutlich zum letzten Mal als Trainer auf der Bayer-Bank sitzen. Ungeachtet der Diskussionen um den Chefcoach ist die Werkself gegen die Hauptstädter in der Favoritenrolle. Wer bei Wetten.com auf einen Heimsieg von Bayer setzt, erhält im Erfolgsfall das 1,74-fache seines Einsatzes. Aber Vorsicht: Hertha ist das einzige Team, das in dieser Saison beim Spitzenreiter aus Dortmund punkten konnte (2:2).