Fatale Abhängigkeit: Kritik an Schalkes Hauptsponsor Gazprom wächst

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Kann der FC Schalke 04 jetzt noch mit einer Werbung für Gazprom auflaufen? Die finanzielle Abhängigkeit vom Hauptsponsor ist groß. Die Schalker Bosse stecken in einem echten Dilemma. (Foto: AFP)

Sportlich gesehen befindet sich Zweitligist Schalke 04 gerade im Aufwärtstrend. Nach dem 2:0-Erfolg über Paderborn am letzten Spieltag und den Patzern aller anderen Konkurrenten um den Aufstieg könnten die Knappen am kommenden Wochenende unter Umständen sogar die Tabellenführung übernehmen. Sorgen bereitet den Gelsenkirchenern derweil die Politik und ihr Hauptsponsor. Gazprom Germania, deutsche Tochter des staatlichen russischen Energieunternehmens Gazprom, sponsert den FC Schalke 04 seit 15 Jahren. Ebenfalls seit 15 Jahren steht diese Verbindung in der Kritik, wurde dennoch immer wieder verlängert. Angesichts des russischen Einmarschs in der Ukraine wirkt die Gazprom-Werbung auf den Schalke-Trikots und die Nordstream-Werbebanner im Stadion zunehmend verstörend. Die Vereinsführung erklärt, die Partnerschaft mit Gazprom prüfen zu wollen. Viele Fans fordern dagegen einen klaren Schnitt.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat die russischen Separatisten-Gebiete in der Ukraine offiziell anerkannt, und zu deren Unterstützung eigene Soldaten zu einer sogenannten „Friedensmission“ auf das Staatsterritorium der Ukraine entsandt.

Den FC Schalke 04 stürzt die politische Großwetterlage in ein Dilemma. Kann man unter diesen Umständen an der Partnerschaft mit dem russischen Sponsor festhalten? Hätte andererseits eine Aufkündigung des Sponsorvertrags wirtschaftlich existenzielle Folgen für den Verein?

Zwickmühle: Schalke ist finanziell abhängig von Gazprom

Der FC Schalke 04 erhält derzeit jedes Jahr zehn Millionen Euro von Gazprom Germania. Bei einem Aufstieg würde sich die Summe nochmal verdoppeln. Ohne diese Zuwendungen wäre der Klub kaum lebensfähig. Zumal in Corona-Zeiten mit den einhergehenden Einnahmeausfällen.

Der Verein ächzt unter einem Schuldenberg von rund 140 Millionen Euro. Allein im ersten Halbjahr 2021 machten die Knappen weitere 21 Millionen Euro Miese. In der laufenden Spielzeit dürfte sich die Einnahmesituation auch nicht nennenswert verbessert haben.

Nichtssagende Stellungnahme der Vereinsführung

Nach der jüngsten Eskalation im Ukraine-Konflikt sah sich die Schalker Vereinsführung veranlasst, eine offizielle Stellungnahme abzugeben. Der FC Schalke 04 werde die weitere Entwicklung beobachten, bewerten und nachdrücklich zum Frieden appellieren, teilte der Verein mit.

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Man sei wegen der jüngsten Entwicklung in großer Sorge. Der Verein setze sich für Gewaltfreiheit und ein friedliches Miteinander ein. Diese Haltung habe man in Gesprächen mit dem Sponsor deutlich zum Ausdruck gebracht.

Aus dieser Mitteilung lässt sich kaum entnehmen, was der Verein jetzt konkret vorhat.

Raphael Brinkert fordert mutige Entscheidung

Der SPD-Manager und bekennende Schalke-Fan Raphael Brinkert fordert die Schalker Vereinsführung auf, die Zusammenarbeit mit Gazprom sofort zu beenden. Seiner Meinung nach war und bleibe der Deal mit dem russischen Sponsor ein Fehler.

Brinkert, der die SPD-Kampagne für die Bundestagswahl 2021 leitete und als ein Kandidat für den Schalker Vorstandsvorsitz gilt, glaubt, eine unmittelbare Trennung von Gazprom wäre ein PR-Coup für alle Seiten. Eine temporäre Unterstützung durch Land und Bund sei denkbar, um die kurzfristigen finanziellen Ausfälle zu kompensieren.

Brinkert meint, Haltung und Mut werde langfristig immer belohnt. Kurzfristig wäre die Auflösung des Sponsorvertrags sicher eine wirtschaftliche Herausforderung. Auf lange Sicht aber böte sich dem Verein ohne Gazprom die große Chance für einen echten Neustart, so Brinkert.