Kabine, Team-Busse, Interviews: Mehr TV-Bilder in der Bundesliga

Simon Schneider | am: 22.07.25
Ab der kommenden Saison gibt es in der Fußball-Bundesliga ganz neue TV-Optionen für die Fans.

In der kommenden Saison erwartet die Fußballfans eine spürbare Veränderung der TV-Übertragungen – zumindest in der 2. Bundesliga. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) will das Fernseherlebnis emotionaler und unmittelbarer gestalten. Mit neuen Kameraeinstellungen, exklusiven Einblicken und direktem Kontakt zu Spielern und Trainern soll der Spieltag für die Zuschauer noch lebendiger werden.

Was bisher streng tabu war, wird künftig Realität: Reporter dürfen die Spieler schon bei der Busankunft interviewen, auch während der Halbzeit sind kurze Gespräche möglich.

Mehr Zugriff für TV-Kameras: Einblicke fast wie in der Kabine

Darüber hinaus wird den Sendern erlaubt, direkt nach dem Schlusspfiff auf dem Mittelkreis Stimmen einzufangen. Selbst kurze Wortmeldungen aus Teamhotels oder der Kabine sollen Teil des neuen Konzepts sein. Ziel ist es, ein emotionaleres Bild des Spieltags zu zeichnen – auf Augenhöhe mit den Fans.

Auch technische Neuerungen kommen zum Einsatz. So soll ein Teammitglied mit dem Smartphone Szenen aus der Ich-Perspektive aufnehmen – ob in der Fankurve, in der Kabine oder direkt nach dem Schlusspfiff. Ein Novum ist auch die geplante Kamera in den Mannschaftsbussen. Damit will die DFL die Erlebnisse rund ums Spiel so authentisch wie möglich zeigen.

Zurück zu alten Tugenden – mit modernem Ansatz

Was sich wie eine Revolution anhört, hat historische Wurzeln. In den 1980er- und 90er-Jahren waren TV-Kameras deutlich näher dran am Geschehen – etwa bei Live-Interviews direkt an der Trainerbank. Legendär: Uli Hoeneß, damals Manager des FC Bayern, im laufenden Spiel im Interview. Solche Szenen sollen in moderner Form zurückkehren, allerdings professioneller inszeniert und mit klaren Regeln.

Schon Anfang 2024 hatte DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel angekündigt, dass man „ein innovatives Medienprodukt auf Weltniveau“ schaffen wolle. Dafür müssten die Vereine bereit sein, mehr Einblicke zu gewähren. Dieses Versprechen wird nun schrittweise eingelöst – vorerst in der 2. Bundesliga, mit Perspektive auf einen späteren Rollout in der Bundesliga.

DFL: Auf dem Weg zum eigenen TV-Sender

Parallel zur neuen TV-Strategie plant die DFL auch strukturell Großes: Der Einstieg als Gesellschafter bei der von Ex-DFL-Chef Christian Seifert gegründeten Plattform Dyn Media könnte der erste Schritt in Richtung eines eigenen Bundesliga-Senders sein. Die Liga sicherte sich 6,5 Prozent der Anteile – eine kleine, aber strategisch bedeutende Beteiligung.

„Die Medienlandschaft befindet sich im Umbruch“, erklärte Merkel dazu. Es sei Teil der Verantwortung der DFL, neue Vermarktungswege zu prüfen – auch über eigene Plattformen. Die bisherige Vergabe der Medienrechte (1,121 Milliarden Euro jährlich bis 2029) wurde zuletzt immer wieder hinterfragt – nicht zuletzt nach dem geplatzten Investoren-Deal.

Markt in Bewegung: Dyn expandiert weiter

Dyn Media entwickelt sich rasant. Neben der DFL steigen auch Schwergewichte wie die Schwarz-Gruppe (u.a. Lidl, Kaufland) mit 42,5 Prozent ein. Axel Springer bleibt ebenfalls mit demselben Anteil an Bord, während Seifert knapp neun Prozent hält. Die Übernahmen müssen noch durch die Behörden bestätigt werden, doch die Richtung ist klar: Dyn wächst.

Gegründet 2022, zeigt die Plattform seit August 2023 Live-Sportarten wie Handball, Volleyball oder Tischtennis. Inzwischen wurde eine kumulierte Reichweite von über 850 Millionen Zuschauern erzielt. Laut Unternehmensangaben soll die neue Kapitalstruktur genutzt werden, um weitere Rechte zu sichern, die Technik auszubauen und international zu expandieren.

Fazit: Die Fans rücken näher – zumindest auf dem Bildschirm

Ob emotionalere Bilder aus der Kabine oder langfristig ein eigener Bundesliga-Stream: Die DFL öffnet neue Wege, um das Produkt Fußball greifbarer zu machen. Für Fans beginnt damit eine neue Ära – mit mehr Nähe, mehr Emotion und vielleicht schon bald mit einem eigenen Sender für die Bundesliga.

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen