
Das Video dauerte nur zehn Sekunden – doch die Folgen beschäftigen Borussia Mönchengladbach bis heute. In einer Aufnahme, die Ende Juni über soziale Netzwerke verbreitet wurde, war Mittelfeldspieler Florian Neuhaus auf Mallorca im Gespräch mit Fans zu sehen. Darin fielen deutliche Worte: „Er ist der schlechteste Manager der Welt“ sowie „Don Rollo gibt Florian Neuhaus eins, zwei, drei, vier Millionen“, mutmaßlich in Bezug auf Sportchef Roland Virkus.
Die Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten. Der Klub verhängte eine empfindliche Geldstrafe – laut Medienberichten rund 100.000 Euro – und versetzte den 28-jährigen Ex-Nationalspieler für vier Wochen in die U23. Außerdem wurde Neuhaus vom Trainingsbetrieb der Profis ausgeschlossen.
Virkus: „Wir bewerten das sportlich“
Trotz der Eskalation will man bei Borussia den Fall Neuhaus nicht vorschnell zu den Akten legen. Im Trainingslager am Tegernsee äußerte sich Sport-Geschäftsführer Roland Virkus zur Zukunft des Spielmachers: „Flo hat sich danebenbenommen, das ist klar. Deshalb haben wir disziplinarisch reagiert. Aber wir beurteilen ihn in erster Linie sportlich.“ Neuhaus bringe grundsätzlich ein großes Potenzial mit – wenn er dieses abrufe, sei er „ein sehr, sehr wertvoller Spieler“.
Virkus ließ durchblicken, dass eine Rückkehr in den Kader nicht ausgeschlossen sei. Nach Ablauf der vierwöchigen Suspendierung wolle man die Situation neu bewerten. Die Tür zur ersten Mannschaft scheint also – zumindest sportlich – noch offen zu sein.
Klubführung betont Gesprächsbereitschaft
Auch Geschäftsführer Stefan Stegemann äußerte sich beim Trainingsauftakt zur Personalie Neuhaus. Er bestätigte, dass es intensive interne Gespräche mit dem Spieler gegeben habe: „Wir haben unsere Position klar vermittelt und unsere Entscheidungen sorgfältig abgewogen.“ Man wolle sich nach Ablauf der Sanktionen zusammensetzen und gemeinsam nach vorne schauen.
Stegemann unterstrich jedoch auch die Schwere des Vorfalls: „Florians Aussagen haben unserem Verein und einzelnen Verantwortlichen massiv geschadet. Dieses Verhalten steht nicht im Einklang mit unseren Werten.“
Zukunft ungewiss: Vertrag bis 2027
Neuhaus, der 2022 noch für die deutsche Nationalmannschaft auflief, kam in der vergangenen Saison nur zu zwei Startelfeinsätzen. Sein sportlicher Stellenwert ist also bereits seit längerem gesunken. Trotzdem besitzt er noch einen langfristigen Vertrag bis 2027.
Dass über eine vorzeitige Trennung nachgedacht wird, ist daher wenig überraschend. Doch ob es tatsächlich zu einem Abschied kommt, ist aktuell offen – viel dürfte davon abhängen, wie sich Neuhaus sportlich und charakterlich nach der Sperre präsentiert.
Kleindienst-Ausfall und frisches Talent
Beim Trainingsauftakt fehlte neben Neuhaus auch Torjäger Tim Kleindienst. Der Angreifer, mit 16 Treffern bester Gladbach-Schütze der letzten Bundesliga-Saison, erholt sich nach einer Meniskus-OP. Beim Spiel gegen den FC Bayern hatte er sich das Knie verdreht. Eine Rückkehr sei frühestens im November zu erwarten. „Wir wissen um seine Bedeutung. Jetzt geht es darum, ihm die bestmögliche Unterstützung auf dem Weg zurück zu geben“, sagte Trainer Gerardo Seoane.
Positive Nachrichten gibt es von Neuzugängen Kevin Diks und Jens Castrop, die beide im Training mitmischten. Besonders im Fokus stand aber ein anderer: Der erst 16-jährige Wael Mohya, frischgebackener U17-Meister mit Borussia, trainiert erstmals bei den Profis mit. „Dass ein so junger Spieler dabei ist, zeigt seine Qualität und seinen Charakter“, lobte Virkus. Mohya hat seinen Vertrag jüngst verlängert und sich klar zum Klub bekannt.