Die Trainer-Posse um Robin Dutt hatte die Verantwortlichen des VfL Bochum vor zwei Wochen kalt erwischt. Der Coach stellte sich nach dem 3:3 gegen Wehen Wiesbaden plötzlich selbst in Frage und provozierte in den Tagen danach seinen Rauswurf. Jetzt hat der Traditionsclub aus dem Revier einen Nachfolger präsentiert: Thomas Reis – als der Trainer noch keinerlei Erfahrung im Profi-Bereich hat – wird den VfL ab sofort übernehmen. Die Personalie ist durchaus eine Überraschung, denn allgemein war Hannes Wolf als Top-Kandidat auf den Posten gehandelt worden. Bereits am Sonntag beim Heimspiel gegen Dresden wird Reis auf der Bank sitzen.
Thomas wer? Das dürfte sich der ein oder andere VfL-Fan in dieser Woche gefragt haben, als der Name des neuen Bochumer Trainer durchsickerte. Immerhin, die Älteren im Verein werden sich an Thomas Reis erinnern: Zwischen 1995 und 2003 absolvierte der heute 45-Jährige insgesamt 176 Profispiele für den VfL Bochum.
Reis trägt die “VfL-DNA” in sich
Direkt nach der aktiven Karriere startete Reis in den Trainerberuf – und auch hier folgten die ersten Schritte in Bochum. Insgesamt fünf Jahre lang agierte Reis als Co-Trainer bei den Profis und später als Chefcoach im Jugendbereich. Kein Wunder also, dass Sportdirektor Sebastian Sebastian Schindzielorz bei Reis die “VfL-DNA” ausgemacht hat.
“Er hat Trainerjob von der Pike auf gelernt. Thomas bringt die absolute Identifikation mit dem VfL mit, er brennt für diese Herausforderung”, so Schindzielorz über den neuen Coach. Reis hatte zuletzt die A-Jugend des VfL Wolfsburg trainiert und dort äußerst erfolgreich gearbeitet. Sein dortiger Vertrag wäre noch bis 2022 gelaufen.
Situation in Bochum ist brisant
In Bochum wartet auf Reis eine schwere Aufgabe. Der Club war mit hohen Erwartungen in die neue Saison gestartet, aber schnell entwickelte sich eine negative Dynamik. In den ersten fünf Partien gelang kein einziger Sieg, aktuell rangiert der VfL Bochum auf dem vorletzten Tabellenplatz der 2. Liga.
“Es ist ja klar, dass ich hier in der derzeitigen Situation nicht nur gut gelaunt mit Luftballons in der Hand herumlaufen kann”, so Reis bei seiner Vorstellung. Es geht jetzt darum, eine Hierarchie zu erarbeiten und aus Pessimisten wieder Optimisten beim VfL zu machen.
Offensive Spielidee
Fußballerisch lautet der Ansatz des neuen Trainers “agieren statt reagieren”, der 45-Jährige ist kein Vertreter einer reinen Defensiv-Philosophie. “Offensiv denken, aber dabei die eigene Kompaktheit nicht vergessen”, formuliert Reis den Grundgedanken dabei.
Debüt am Sonntag gegen Dresden
Er sehe sich selbst nicht als “Feuerwehrmann”, so Reis, der lieber von “Potenzialen statt von Problemen” spricht. Es scheint, als sei der Ex-Profi genau der richtige Mann an der Castroper Straße: Positive Denkweise, klare Ansprache. Viel schlechter kann es beim VfL auch nicht mehr werden.
Sein Debüt wird Thomas Reis bereits am kommenden Sonntag geben, dann erwartet den VfL Bochum das schwere Heimspiel gegen Dynamo Dresden. Ganz Bochum hofft auf den ersten Sieg der neuen Saison – und endlich mal wieder auf guten Fußball.
