
Die Euphorie rund um den Hamburger SV war nach dem lang ersehnten Aufstieg in die Bundesliga kaum zu bremsen. Doch spätestens nach dem klaren 0:4 gegen Olympique Lyon ist auch dem letzten Optimisten klar: Der Weg zurück ins Oberhaus wird steiniger als gedacht. Drei Wochen vor dem Saisonstart hat der HSV harte Lektionen erhalten – und muss dringend Antworten finden.
Die ersten Fans in Hamburg blicken schon mit Sorge auf die neue Saison. Ist die aktuelle HSV-Mannschaft wirklich stark genug für die erste Bundesliga? Droht eine Zitter-Saison mit Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag? Zumindest derzeit wirkt die Truppe von Trainer Polzin noch nicht bereit für die kommenden Aufgaben. Die gute Nachricht ist aber auch: Bis zum ersten Spieltag sind es noch drei Wochen Zeit.
Testspiele auf Augenhöhe, aber nicht auf HSV-Niveau
Die Gegner in der Vorbereitung hat der Klub mit Bedacht gewählt. Mit dem dänischen Meister FC Kopenhagen, Sturm Graz und nun Olympique Lyon testete man ausschließlich gegen internationale Topteams. Die ernüchternde Bilanz: drei Niederlagen, ein Torverhältnis von 1:7 – und jede Menge Baustellen.
Das Spiel gegen Lyon war der bisher deutlichste Warnschuss. Gerade die Offensive bleibt ein Sorgenkind: Wieder einmal war von Rayan Philippe und Ransford Königsdörffer kaum Gefahr zu sehen. Nur Flügelspieler Jean-Luc Dompé setzte gelegentliche Akzente. In der Defensive offenbarte die neu formierte Dreierkette unterdessen eklatante Abstimmungsprobleme.
Trainer Polzin bleibt gelassen – und fordert Geduld
Trotz der klaren Niederlagen wahrt Trainer Merlin Polzin die Ruhe. Für ihn steht fest: Die harte Vorbereitung ist ein bewusst gewählter Realitätscheck. „Wir wollten keine Gegner aus unteren Ligen, die uns ein falsches Bild geben. Wir müssen wissen, was in der Bundesliga auf uns zukommt“, betont er.
Doch die Realität ist: Auch vermeintliche Leistungsträger wie Daniel Elfadli, Jordan Torunarigha oder Aboubaka Soumahoro leisten sich aktuell zu viele Fehler. Gerade Soumahoro, zu Beginn der Vorbereitung noch als positiver Überraschungsspieler gefeiert, zeigte zuletzt wiederholt Unsicherheiten. Elfadli kämpft mit leichten muskulären Problemen und kam gegen Lyon nur zu einem Kurzeinsatz.
Polzin hält dennoch an seiner neuen Grundordnung mit einer Dreierkette fest. „Veränderungen brauchen Zeit“, erklärt er – auch wenn diese knapp wird. Vier Wochen bleiben noch, um die Mannschaft auf Bundesliga-Niveau zu bringen.
Kuntz verspricht Verstärkung: Zwei Neuzugänge sollen helfen
Sportvorstand Stefan Kuntz nutzte die offizielle Saisoneröffnung nicht nur für Durchhalteparolen. Er kündigte auch konkrete Transfers an: Zwei neue Spieler sollen zeitnah kommen – für die rechte Außenbahn und das Abwehrzentrum. Zwei Problemzonen, die sich auch gegen Lyon einmal mehr als neuralgische Punkte erwiesen.
Die bittere Erkenntnis nach drei hochkarätigen Tests: Der HSV ist zurück im Rampenlicht – aber (noch) nicht auf Bundesliga-Niveau. Die kommenden Wochen werden zur Bewährungsprobe.